Mittwoch, 28. November 2012

Dieser Teilnehmer ist nicht erreichbar

Mein Handy übrigens auch nicht.

Montagmittag in Deutschland.
Mein Dreijähriger liegt mal wieder lang auf den Fliesen, er ist gestolpert und nun brüllt er natürlich erstmal laut seinen Unmut heraus.
Ich lenke meinen Dreijährigen mit meinem Smartphone ab.
Youtube, Gangnam Style.

Gemeinsam tanzen wir durch die Küche und lachen uns dabei kaputt über die Verrenkungen, die wir machen.

Dann ist das Lied aus, die Nudeln fertig und ich lege das Smartphone auf den Küchentisch. Der Akku ist fast leer und auch das Guthaben auf meiner Prepaidkarte liegt unter 2,- Euro. Eine neue Aufladung in zweierlei Sinne ist also dringend angebracht.

Das Mittagessen endet, ich räume den Tisch ab und spüle die Töpfe schnell von Hand. Da beobachte ich aus dem Augenwinkel, wie der Dreijährige sich das Handy schnappt und Richtung Wohnzimmer verschwindet. Das Spiel ist momentan sein absoluter Liebling und er ist sehr geschickt darin, die Aufgaben zu lösen. Das leise "Kling, Kling, Kling" beim Aufsammeln der Spielsteine klingt bis in die Küche.

Das war das Letzte, was ich vom Handy gesehen und gehört habe. Seitdem ist es weg.
Aufgefallen ist mir das aber erst abends, als die Kinder im Bett waren und ich das Gerät nunmehr dringendst an die Ladestation hängen wollte.
Ich habe jetzt mittlerweile 15 Stunden lang gesucht. Das Handy wird nicht mehr allzulange durchgehalten haben und ich vermute, dass es mit leerem Akku für meinen Dreijährigen schlagartig uninteressant geworden ist und dass er es irgendwo hingepackt hat.
Es muss also irgendwo im Haus sein, wahrscheinlich im Wohnzimmer, vielleicht auch im Flur oder der Küche.

Wir haben schon an den verrücktesten Orten gesucht. Sogar den Mülleimer habe ich durchsucht.
Ein Verhör des Dreijährigen war erfolglos, allerdings findet er es lustig, mir nacheinander nette Suchvorschläge zu machen: "Sofa gucken", "weggeschmeißt", "Spielkiste" und "Buda war das" sind nur ein paar Beispiele für seine Antworten.

Wir haben das Sofa durchgeflöht, ich habe da bis zum Oberarm zwischen den Polstern gewühlt und Lego und Murmeln entdeckt, aber kein Telefon. Im Wohnzimmer ist alles mehrfach durchsucht worden, sogar die Kissenbezüge habe ich aufgemacht und reingeguckt. Auch im Fach des Videorekorders ist kein Telefon aufgetaucht. Es ist und bleibt weg. Die Suche ist auch im Flur und in der Küche passiert, aber auch da ist kein Handy aufgetaucht.

Es ist und bleibt weg. Schade ist es vor allem um die SIM-Karte mit den ganzen Telefonnummern. Denn wenn es bis zum Wochenende nicht wieder auftauchen sollte, werde ich das alte billige 10-Euro-Motorola aktivieren und mir eine neue Karte besorgen müssen. Und dann erstmal alle Nummern zusammensuchen und neu eintragen.

Immerhin ist das alte Motorola so stinklangweilig und tatsächlich nur zum Telefonieren geeignet, dass die Kinder sich nicht dafür interessieren werden.

Und das ist dann auch wieder nett, denn in Zukunft werde ich mich nicht mehr über ein ständig leergespieltes Handy ärgern müssen. Ich habe also mit dem Umstieg auf das Billighandy endlich wieder ein Mobiltelefon, mit dem man mich erreichen kann (meine Brut hat auflaufende Gespräche auch gern mal weggedrückt, wenn das beim Daddeln gestört hat).

Und noch etwas: Man lebt leichter ohne so ein Handy und ohne ständige Erreichbarkeit. Es ist einfach so. Wer mich nicht per Handy erwischt, der wird bei einem wichtigen Anliegen die Festnetznummer wählen, und zwar zu einem Zeitpunkt, wo ich zuverlässig daheim bin. Das wird meinen Alltag entstressen.

Dienstag, 27. November 2012

Naschst du noch oder tankst du schon?

Heute morgen in den Radionachrichten:
Die Stiftung Warentest hat 24 Adventskalender getestet und bei 9 dermaßen hohe Werte an aromatischen und nicht-aromatischen Mineralölen entdeckt, dass man diese nicht mit gutem Gewissen an seine Kinder verfüttern sollte.

Diese Rückstände sind fettlöslich und stammen aus dem Verpackungskarton, der häufig aus recyceltem Zeitungspapier besteht. Und die Druckfarben für dieses Zeitungspapier enthalten Mineralöle, die beim Recycling nicht restlos entfernt werden. Das ist relativ bekannt, denn auch in Trockenprodukten wie Reis und Hülsenfrüchten fand man diese Rückstände, wenn die Ware in den Kartons nicht durch einen Innenbeutel geschützt war.

Außerdem fand man teilweise Rückstände von Schmiermitteln der Produktionsmaschinen und bei einem Kalender waren Weichmacher in der Schokolade, die wohl aus der Plastikform stammten.

IGITT.

Und nun sitze ich hier mit dieser Testtabelle und arbeite mich durch die Adventskalender, die meine Jungs bekommen haben. Sie sind dieses Jahr von Freunden der Familie so reichlich bedacht worden, dass ich eigentlich keinen selbstgebastelten Kalender machen wollte. Es kam mir auch sehr entgegen, weil ich noch zwei Weihnachtsmärkte zu beschicken habe und momentan jede Möglichkeit zum Entstressen nutze, um trotz der Arbeit noch möglichst viel von der Adventszeit genießen zu können.

Nun darf ich die Kalender sichten und heraussuchen, ob sie von denselben Herstellern stammen wie die bemängelten Kalender. Und ggf. Kalender wegschmeißen. Was für eine Vergeudung.


Liebe Hersteller von kontaminierten Kalendern,
ich kann mir wirklich eine schönere Arbeit vorstellen als diese.

Und Ihr könnt mir auch nicht weismachen, dass Ihr nicht gewusst habt, dass die Druckfarben und der Weichmacher lipophil sind. Denn wenn ich das bei mir als nebenbei aufgeschnapptes Allgemeinwissen verbuche, dann sollten Eure hauseigenen bzw. kooperierenden Lebensmittelchemiker das allemal wissen und eigeninitiiert an diese mögliche Kontamination denken.

Und da nicht alle Kalender Maschinenschmiermittel aus den Produktionsstraßen enthalten, ist es offensichtlich auch möglich, sauber zu arbeiten. Wo Schmiermittel in der Schoki gelandet ist, wurde entweder bei der Maschinenentwicklung bzw. Maschinenfertigung geschlampt - oder die Anwender sind schlecht geschult oder überfordert und arbeiten nicht nach Regeln der Lebensmittelhygiene.
Schon mal was von GMP gehört? Oder von HACCP?

Sonntag, 25. November 2012

Rushhour im Garten

Herr Grünfink
Wenn drei sich streiten...
...freuen sich die Spatzen eine Etage tiefer!

Bei uns im Garten herrscht Rushhour. Mehr Starts und Landungen als am Flughafen Frankfurt. Aber mit deutlich weniger Lärm.

Obwohl besonders die Spatzen ordentlich herumlärmen können, wenn sie sich in den Haselnussbäumen zusammenrotten und zum Angriff auf unsere Futtersilos zwitschern.

Wir haben Kohl- und Blaumeisen am Futterhaus und an den selbstgemachten Futterbällen im weinberankten Zaun. Auch das Silo im Vorgarten wird von den Meisen frequentiert, denn dort ist die wilde Horde Finken und Spatzen nicht so präsent. Wir haben also allerbestes Unterhaltungsprogramm vor dem Wohnzimmerfenster.

Vom Westfenster in der Küche kann ich beim Abwaschen die Meisen im Apfelbaum bewundern, wie sie geschickt herumturnen und den Futterball dort binnen einer Woche wegpicken. Eine Etage tiefer machen sich die Amseln über die letzten Äpfel her.

Hinten im Garten tobt derweil die wilde Horde Grünfinken und Spatzen um unsere Schaukel herum. Die Spielgeräte sind für den Winter eingemottet, jetzt haben wir dort wieder die Futtersilos aufgehängt. Eines mit Gittereinsatz für gröberes Körnerfutter, wobei wir da meistens einen Mix aus Fettfutter und Sonnenblumenkernen nehmen. Im Plexiglassilo befindet sich das feinkörnigere Futter.

Am Futtersilo mit Gittereinsatz haben die Finken die Macht. Allerdings sind sie nicht wirklich schlau, damit umzugehen. Sie verbringen viel Zeit damit, sich zu streiten und anfliegende Konkurrenten abzuwehren, anstatt Sonnenblumenkerne zu picken. Die kleineren Spatzen haben dort keine Chance und werden verjagt.

Bei ihren Keilereien fällt so einiges an Futter auf den Boden, wo sich dann die Spatzen begeistert draufstürzen. Und so wird dann doch so etwas wie eine gerechte Futterteilung daraus.

Das zweite Silo mit dem feineren Körnerfutter interessiert die Finken weniger. Hier haben sich die Spatzen etabliert, die sich als sehr geschickte Kletterer erweisen. Sie sind fast so geschickte Turner wie die Meisen und versuchen ihr Glück auch immer wieder erfolgreich an den Futterbällen.

Meine Jungs und ich machen das Vogelfutter für unsere gefiederten Gäste gern selbst, denn die fertigen Futterbälle sind nicht sonderlich überzeugend. Größtenteils bestehen sie aus krümeliger Fett-irgendwas-Masse, Kerne und sonstiges findet man dort eher selten.

Unser Futterrezept:
- 500g Rindertalg (beim Fleischer erfragen, manchmal muss es erst bestellt werden und Schmalz oder pflanzliche Fette sind keine gute Alternative und gebrauchtes Brat- oder Friteusenfett ist sogar Tierquälerei!)
- 250g Haferflocken (bindet die Masse)
- 1-2 Handvoll Sonnenblumenkerne (das lieben sie alle)
- 1 Handvoll Rosinen oder Trockenobst (Amseln sind Weichfutterfresser)
- 1 Handvoll Nüsse (Erdnussbruch wird als Vogelfutter angeboten, ansonsten kann man hier auch wunderbar abgelaufene Nüsse und Mandeln aus dem Backvorrat in der Küche verwerten)
- auffüllen mit einem Futtermix aus Getreidekörnern, Sesam, Sonnenblumenkernen (gibt es fertig zu kaufen)

Fett schmelzen, leicht abkühlen lassen. Nun die Kerne dazugeben. Alles gründlich vermischen.

Als Formen eignen sich entweder die klassischen Blumentöpfe, in die man vor dem Füllen einen Stock so reinpraktiziert, dass sich die Vögel dran festhalten können. Damit bekommt man die beliebten Futterglocken.

Oder man nimmt einfach Joghurtbecher, in die man zu einer Schlaufe geknotetes Paketband reinhängen lässt und die man dann mit dem Futtermix befüllt. Klugerweise sollte das Band auf den Boden der Form hängen, denn dort wird sich beim Abkühlen das Fett ansammeln und dieses sorgt dafür, dass das Band bis zum Schluss am Futterball befestigt bleibt. Wird das Band nur in der oberen Schicht des Futtermixes eingebettet, fällt der Futterball zu früh ab.

Diese Futterbälle sind wunderbare kleine Geschenke für Familie und Freunde. Und man kann damit soviel Freude machen, wenn die Bälle so aufgehängt werden, dass man die Vögel vom Fenster aus beobachten kann.

Ich kann meine Jungs manchmal nur mit großer Überredungskunst vom Fenster wegkriegen, so toll finden sie unsere Vögel.

Und nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Werkeln und den Vögeln guten Appetit.

Mittwoch, 21. November 2012

Katzenklo

Macht bekanntlich die Katze froh. Und Dreijährige, die es für eine Indoor-Sandkiste halten.

Unser Dreijähriger hat sich heute im Heizungsraum damit amüsiert, unsere Katze mit Katzenstreu einzupudern.
Diese Siebschaufel ist für solche Zwecke ideal geeignet. Der Gittereinsatz sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Granulats. Ein Meisterwerk des Katzenschietschaufeldesigns!

Also Katze aus dem Haus geworfen, damit sie sich nicht in meinem Bett zum Putzen niederlässt und dort alles vollkrümelt. Anschließend den Dreijährigen aus dem Heizungsraum geholt, ausgezogen und unter die Dusche gestellt, um ihn zu säubern. Der hat natürlich gemotzt, weil er doch nur gespielt hatte und die mütterliche Aufregung nicht nachvollziehen konnte.

Den Rest des Tages war er dann relativ brav, aber es war doch höchst spannend, wo ich sonst noch alles Katzenstreu entdeckt habe.

Mittags haben wir dann die reparierte Brille für den Großen abgeholt.
Die musste Montag dringendst zur Reparatur, weil ein Glas einen 12mm langen und 1mm breiten tiefen Kratzer und einen Sprung hatte.
Das mütterliche Verhör hatte ergeben, dass der Dreijährige dem Fünfjährigen bei einer brüderlichen Auseinandersetzung (siehe auch "Kain und Abel") die Brille von der Nase gerissen und auf den Boden geschmissen hatte.

Aber den Sport haben wir heute geschwänzt, denn ich war einfach mürbe und fix und alle.

Ich bin mal gespannt, was meine Kinder als Nächstes aushecken werden. Zum Glück haben wir Eltern Humor und finden neben dem Chaos auch immer noch etwas zum Lachen bei ihren Streichen.
Und eigentlich ist es doch sehr gut, dass wir Kinder haben, die gesund und munter sind und soviel Kreativität haben, um originellen Blödsinn anzustellen.

Ich denke oft an das kleine willensstarke Mädchen einer Freundin, das sein kurzes und doch so elend langes dreijähriges Leben fast nur mit Schmerzen und Krämpfen im Bettchen lag und niemals Unfug machen konnte. Wie sehr hat die Mutter sich ein typisch unordentliches Kinderzimmer gewünscht. Und ich bin so froh, dass sie jetzt zwei kleine Chaoten bekommen hat, die dieses Chaos gern anrichten und das Haus mit Kinderlachen und schmutzigen Gummistiefeln erfüllen.

Da fege ich dann doch ganz gefasst die Katzenstreu, rege mich vorübergehend kurz auf und muss beim Erzählen schon wieder über den Unternehmungsgeist meiner Kinder schmunzeln.

Über ihren Blödsinn, über den wir uns in vielen Jahren bei ihren Hochzeitsfeiern köstlich amüsieren können! Und Jungs, seid gewiss: Ich schreibe alles auf, so wie Michels Mama in Lönneberga es mit ihrem Schulheft getan hat.

Völlig verpuzzelt

Bitte lieber Nikolaus, lieber Weihnachtsmann, liebes Christkind - und alle, die diesen Dreien fleißig und großzügig zuarbeiten bei lieben Geschenken für meine beiden Jungs:

Bitte schenkt ihnen keine Puzzles.

Ich habe Puzzles noch nie gemocht, ich empfand sie immer als unkreative Zeitverschwendung und langweiliges Herumsuchen. Schon als Kind mochte ich sie nicht.

Die Beschäftigung mit einem schwierigen Puzzle hat mich nicht beruhigt, sondern nur genervt und nervös gemacht, weil ich an all die viel spannenderen Dinge denken musste, die ich nicht tun konnte, weil mich da ein 5000teiliger Trümmerhaufen band.

Meine Puzzlekarriere endete dementsprechend in der frühen Grundschulzeit, nachdem ich mich grob undankbar für ein stinklangweiliges Puzzle gezeigt hatte, indem ich es über Monate ignoriert hatte und vorschlug, es doch einfach heimlich zu entsorgen oder weiterzuverschenken.

Aber die Vergangenheit holt einen ein.

In Form von Kindern, die von Freunden und Verwandten großzügig mit Puzzles bedacht werden:

- Holzpuzzles (die höllisch wehtun, wenn man barfuß drauftritt)
- Rahmenpuzzles (wo die ersten Teile schon verlorengehen, wenn das Teil gerade 5 Minuten aus der Verpackung genommen wurde)
- klassische Puzzles, wo sich allzugern ein Teilchen in den Nexus verirrt, um sich in einem Paralleluniversum zu vergnügen, während man sich hier halbtot sucht und über ein weiteres unvollständiges und somit wertlos gewordenes Puzzle ärgert

Meine Kinder haben großes Vergnügen mit Puzzles:
Aufreißen, begeistert auseinanderrupfen und im Raum verteilen, Sofaritzen inclusive - und dann gelangweilt feststellen, dass sie ähnlich unmotiviert ans Zusammensetzen rangehen, wie ich es einst tat.

Am Ende läuft es dann so wie heute:
Ein Koffer mit 4 Puzzles à 64 Teile wird aufgerissen, die einzeln in Beuteln verpackten Puzzles werden ausgeschüttet und ergeben ein buntes 256-teiliges Mosaik auf dem Wohnzimmerboden.

Das schlagartig erlöschende Interesse am Puzzeln zeigt sich im verstärkten Drang, jetzt noch die Kiste mit den Autos, den Beutel mit dem Lego und den Stapel Star Wars Karten der am Boden liegenden Vielfalt hinzuzufügen.
Und alles durcheinanderzukippen, quer durch den Raum zu kicken und sich dann über unzumutbare Langeweile und "nichts zum Spielen" zu beschweren.

Und die Brut erwartet dann, dass ich als Muttertier freudig lächelnd all meine anderen Aufgaben liegen lasse, um das Chaos zu beseitigen.

Nö. Heute nicht. Die sind alt genug, um ein dermaßen mutwillig angerichtetes Chaos selbst aufzuräumen. Nur so lernen sie, dass sie sowas in Zukunft bleiben lassen sollten.

Es gab eine klare Ansage: Kein Abendessen, kein Fernsehen, keinerlei Zerstreuung, bevor die Puzzleteile ordentlich eingesammelt worden sind, die Autos und das Lego in den entsprechenden Kisten liegen und die Star Wars Karten wieder aufgesammelt wurden. Sie sollten in totaler Langeweile schmoren, bis es ihnen zuviel wird und sie erkennen, dass nur das Aufräumen sie aus dieser Ödnis befreit.

Gefallen hat mir das nicht unbedingt, mal wieder die strenge Mama geben zu müssen. Aber ich bin nicht ihre Freundin, sondern ihre Mutter. Und dazu gehört nun mal auch, dass ich mich gepflegt unbeliebt mache, wenn es sein muss.

Man staune: Nach anfänglichem Unverständnis seitens der Kinder und entsprechend empörtem Protest ("Mama ist grausam, sie lässt uns verhungern") wurde tatsächlich getan, was ich gefordert hatte.

Man konnte wieder durchs Wohnzimmer gehen, ohne sich die Beine zu brechen. Zeit für den Feierabend, denn ich war wirklich angenervt. Aktion Puzzle war ja nur die Spitze eines Eisbergs, was die Menge des heutigen Blödsinns und Unfugs anging.
Wir befinden uns nämlich auch in der Pipi-Popo-Kacka-Phase und mein Fünfjähriger reißt endlos schlechte Witze über dieses Thema. Sehr nervig.

Das war dann auch zu schön, um wahr zu sein. Feierabend war noch nicht drin für mich.

Denn nach dem Abendessen war mein Großer nicht in der Lage, seine Pyjamahose wiederzufinden.
Der Kleine hingegen hat es fertig gebracht, die Gardinenstange für die Scheibengardine im Schlafzimmer so runterzureißen, dass die Halter gebrochen sind.
 
Ich bin wirklich dankbar gewesen, als ich die Kinder im Bett hatte.
Und ich hoffe, dass wir morgen nicht noch so einen Chaostag haben.

Freitag, 16. November 2012

Ich wollte meinen Kindern Jerusalem zeigen

Jerusalem, die heilige Stadt.
Heiligtümer von gleich drei Weltreligionen befinden sich hier.

Ich wollte meinen Kindern Jerusalem zeigen. Nicht nur die heiligen Stätten unserer eigenen Religion, sondern auch die der anderen.

Ich wollte ihnen zeigen, dass man manchmal bereit sein muss, etwas zu teilen und abzugeben, um Zugang zu allem zu bekommen. Dass es nur miteinander funktioniert, aber niemals gegeneinander. Und dass man miteinander reden und vermitteln muss, statt sich zu streiten.

Und dass es klüger ist, Gemeinsamkeiten zu suchen, statt sich an den Unterschieden aufzureiben.

Wir wollten nächstes Jahr eine Reise ans Rote Meer machen und auch die israelische Stadt Eilat besuchen. Zum Reinschnuppern.
Wir haben noch nicht gebucht und werden auch nicht dorthin reisen. Mir ist das momentan zu heiß, und damit meine ich nicht das Wetter!

Ich bin doch nicht verrückt und stelle meine Kinder mitten in die Schusslinie!

Auch mein Wunsch, ihnen die anderen Stätten zu zeigen, die sie aus den Bibelgeschichten kennen, wird warten müssen. Sie sollten den Jordan sehen, mit dessen Wasser sie getauft wurden, und selbst Wasser schöpfen, um es für die nächsten Taufkinder in unserer Familie aufzubewahren. Sie sollten mit den Füßen im See Genezareth planschen, die Grabungen von Qumran und Betlehem besuchen.
Ich wollte ihnen all dies zeigen und auch selbst erleben.

Aber nun bin ich einfach nur traurig, dass es mal wieder Krieg gibt und unschuldige Menschen sterben müssen, weil die Anführer der Interessengruppen nicht gewillt waren, vernünftig miteinander zu verhandeln und auf die Bedürfnisse des jeweils anderen einzugehen.

Wer hier nun im Recht oder Unrecht ist, wer wem was aufzurechnen oder vorzuwerfen hat, das ist für mich egal. Ich bin der Meinung, dass Krieg keine Lösung sein kann und dass es bessere Wege aus dem Konflikt geben muss.

Meine Gedanken sind bei den Menschen, die einfach nur in Frieden und Freiheit leben wollen. Die sich eine hoffnungsvolle Zukunft für sich und ihre Kinder wünschen und denen es egal ist, woran ihr Nachbar glaubt, solange man friedlich und freundlich mit ihm zusammenleben kann.

Abschließen möchte ich diesen Stoßseufzer mit den Worten von John F. Kennedy, damals nach Abschluss der Kubakrise im Oktober 1962:

"...letztlich bildet die Tatsache, dass wir alle Bewohner dieses Planeten sind, das uns im tiefsten gemeinsame Band. 
Wir alle atmen die gleiche Luft, uns allen liegt die Zukunft unserer Kinder am Herzen, und wir alle sind sterblich." 
John F. Kennedy, Friedensrede an der American University vom 10.6.1963


Donnerstag, 15. November 2012

Etappenziel erreicht

Guckt mal, das ist mir heute von der Nadel gefallen:

Eine XXL-Frühmi-Tunika für einen begeisterten Reenactor, den ich schon seit vielen Jahren kenne.
Und sehr schätze. Aber das sieht man der Tunika auch an, oder?





Material: anthrazitfarbener Wolltweed mit grünen Sprenkseln, abgesetzt mit krapprotem Wollfischgrat.
Sämtliche sichtbaren Nähte sind von Hand ausgeführt, bei den unsichtbaren durfte die Nähmaschine etwas beschleunigend mithelfen.

Die Borte rücke ich aber nicht raus, denn die stammt von meiner Siederkollegin Rona und ist pflanzengefärbt und handgewebt. Sie passte nur so schön mit aufs Bild und musste mal gezeigt werden.

Und obendrüber? Liegt meine allererste selbstgefertigte Wollmütze mit Fuchspelzbesatz. Ist mir leider zu klein geworden, aber mittlerweile ist mein fünfjähriger Jungwiki dort hineingewachsen und ich muss ihn nur noch davon überzeugen, dass es cool ist, eine Mütze zu tragen, die breiter ist als die Schultern des Trägers...

Mittwoch, 14. November 2012

Gut abgeschnitten

Naja, SO kann man es eigentlich nicht gerade bezeichnen.

Unser Dreijähriger hat mit der Kinderschere experimentiert. Und sich die Haare bis 5mm über der Kopfhaut abgeschnitten. Lochfraß. Mottenangriff. Grauenhaft.

Unser Fünfjähriger hatte Spielbesuch und ich hatte die Kinder zum Basteln animiert.
Wir haben Faltsterne aus Transparentpapier gemacht. Wenn sie ans Fenster geklebt werden, leuchten die Farben wie Buntglasfenster in Kirchen und erhellen die grauen Wintertage mit ihrer Farbigkeit.

Unser Dreijähriger zog es vor, doch lieber mit den Autos zu spielen. Das kann er manchmal 30 Minuten ohne Unterbrechung, mit leisem Brummen, Tuten und Flüstern schiebt er dann seine heißgeliebten Polizei- und Feuerwehrautos über den Boden und erlebt seine ganz eigenen Abenteuer.

Schön, wenn sich Kinder so ausdauernd beschäftigen können...tja, nur dass ich nicht mitbekommen hatte, dass er sich den Autos ab- und der Bastelschere seines Bruders zugewandt hatte.

Als er in die Küche kam, sah er reichlich zerrupft aus. Da waren regelrechte Löcher in der Haardecke, der Pony war raspelkurz und bis zum Wirbel am Hinterkopf fehlte am Oberkopf so einiges an Haaren.

Man stelle sich einfach einen Negativ-Irokesenschnitt vor. Was beim Iro lang ist, war bei ihm kurz, und was beim Iro kurz ist, war bei ihm lang. Hübsch ist was anderes. Man könnte es allenfalls als progressiv-originell-dadaistisch bezeichnen (keine Ahnung, was das ist, aber es klingt avantgardistisch!).

Mir war klar, da musste ein radikaler Rettungsschnitt her.
DAS war dann auch der Ausdruck, der unserem Friseur entfleuchte, als er die Bescherung heute sah. Er hatte meine farbigen Schilderungen gestern für übergetrieben gehalten und stellte heute fest, dass es wirklich so drastisch war.

Nun sieht mein Kleiner aus wie ein Bundeswehrrekrut.
Unser Freund, der Friseur, hat meinem kleinen Chaoten also die Reste des langen Deckhaars auf rund 1-1,5cm gekürzt. Das kaschiert zwar nicht die Löcher, die wie Mottenfraß an seinem Oberkopf sind und wo die helle Kopfhaut durchschimmert.
Aber er sieht nicht mehr ganz so zerrupft aus.

Bis Weihnachten sind seine Haare hoffentlich nochmal um 1-1.5cm gewachsen. Dann wird unser Friseur das momentan noch ungleichmäßig lange Deckhaar am Oberkopf auf eine einheitliche Länge bringen und wir werden es dann in Ruhe wachsen lassen. Wir konnten heute doch nicht alles auf 0,5cm schneiden, nur damit es gleichlang ist!
Mit unserer Taktik sollten bis Weihnachten zumindest diese Mottenfraßlöcher verschwunden sein und mein Sohn etwas weniger kahl aussehen.

Zum Glück ist es im Winter passiert, da trägt das Kind draußen ohnehin immer eine Mütze und man sieht den Schaden nicht so deutlich. Und bis Ostern sind noch 5 Monate, bis dahin sollten die Haare wieder auf gewohnte Länge nachgewachsen sein.

Der Junge fand das Ganze irgendwie lustig und spannend. Naja, es sind nur Haare und wehgetan hat diese Aktion höchstens meinem Sinn für Ästhetik. Andere Kinder verlieren ihre Haare wegen Operationen oder wegen Krankheiten, dagegen ist unser Frisierunfall wirklich ein Luxusproblemchen.

Und mir ist dann aufgefallen, was für hübsche und ausdrucksvolle Augen und Augenbrauen dieser Junge doch hat. Und so schöne lange naturdunkle Wimpern, dass ich glatt neidisch werden könnte! Überhaupt diese marzipanglatte helle Haut, dieser weiche Mund und die noch runden Wangen...er sieht auf einmal wieder jünger aus, weil das kurze Haar an seine Babyfrisur erinnert.

Und unser Großer? Der hat gestern trotz unseres haarigen Intermezzos mit Akribie und Ausdauer zweimal 16 Papierelemente aus Transparentpapier gefaltet, die dann von mir zu zwei Fenstersternen zusammengeklebt wurden.
Ich finde es bemerkenswert, wie sorgfältig und ausdauernd mein Fünfjähriger arbeiten kann, wenn ihn ein Thema beflügelt und begeistert. Da hängt er bei bestimmten Themen sogar Teenager ab mit seiner Ausdauer.
Und Sterne, gleich welcher Art, sind seine große Leidenschaft und Motivation. Meine auch.

Ich glaube, zu Nikolaus wird er ein eigenes Falzbein im Stiefel finden, als Anerkennung und Ansporn zugleich. Gutes Werkzeug ist ein tolles Mittel, einen jungen Menschen zu motivieren und zu formen. Und Origami ist gut für die Entwicklung im räumlichen Denken und Wahrnehmen, für Mathematik und einfach als befriedigendes Hobby. Mich hat es damals als Grundschülerin erwischt und seitdem gefesselt.

Ich bin sehr stolz auf meine Jungs und kann es kaum erwarten, dass wir zu Beginn des Advents endlich die tollen Fenstersterne aufhängen können. 



Ich habe nicht geweint

Und wieder ist ein Jahr vorüber.
5 Jahre sind jetzt vergangen, Jahre voller Trauer und Hoffnung, voller Angst und Mut, voller Trubel und Jubel.
Das volle Programm Familienleben.

Ich vermisse sie noch immer, aber es tut nicht mehr so unendlich weh wie in der Anfangszeit.
Ich komme über die rechnerischen Entbindungstermine hinweg, ohne zu stolpern. Manchmal fällt mir erst eine Woche später auf, dass es wieder mal so ein "blöder Tag" war, der schon wieder hinter einem liegt.

Zuerst war es wie ein Schlag in den Magen, man spürt nichts, man ist einfach nur atemlos und klappt zusammen.
Ich glaube, ich werde nie vergessen, wie still es auf einmal wurde. Stille, so dick wie eine Wolldecke, die sich über alles legt und den Raum eng werden lässt.
Stille, die nur durch das fröhliche Quietschen des zehnmonatigen Bruders im Wartezimmer unterbrochen wird.

Dann kommt die Atmung wieder, aber auch der Schmerz, der irgendwann dann nach sehr langer Zeit zu einem dumpfen Ziehen schrumpft.

Und jetzt? Der Schmerz ist ausgestanden. 5 Jahre sind vorbei.

Was bleibt, sind Phantomschmerzen, wenn ich Zwillinge in dem Alter sehe, in dem sie jetzt gewesen wären.
Und Dankbarkeit, wenn ich ihren jüngeren Bruder herumtoben sehe. Dankbarkeit, dass ich doch nochmal den Mut fand, und dass dieser Mut belohnt wurde.


Es ist gut so, wie es ist.
Ich lebe, wir leben. An meinem Tisch sind 2 Stühle besetzt und 4, deren Besitzer nie hier ankamen.
Trotzdem wird bei uns gelacht, gelebt, dem Schicksal lächelnd die Zähne gezeigt.

Was denn auch sonst! Die Jungs brauchen eine fröhliche Mutter, und ich brauche das Fröhlichsein auch.
Traurigsein passt nicht zu mir, hat mir mal jemand gesagt, und es stimmt.

Ich sprach heute mit einer Freundin, Wegbegleiterin, die dieselbe Erfahrung durchgemacht hat.
Und wir konnten sprechen, ohne zu weinen. Das Geschehene annehmen, von allen Seiten betrachten.

Wir sind es müde, zu weinen.
Wir sind es müde, uns immer wieder die Wunden aufzukratzen.
Wir sind es müde, uns einreden zu lassen, dass diese Trauer niemals aufhört und wir uns damit abfinden müssen, den Rest des Lebens mit der Trauer herumzulaufen, so wie mit einem Stein im Schuh.

Wir sind trauermüde. Und was bleibt, ist etwas, das ich als "lebenswach" bezeichnen möchte.

Wir laufen weiter. Machen unser Ding. Freuen uns an dem, was wir haben, und das ist verflixtnochmal sehr viel!

Und irgendwann merkt man, der Schmerz ist weg.
Und das ist gut so.






Montag, 5. November 2012

Katzenbabys auf Heimatsuche

Heute möchte ich Euch um aktive Mithilfe bitten.

Einer Bekannten ist eine trächtige Mutterkatze zugelaufen, die 4 süße kleine Tigerbabys geworfen hat.
Nun hat sie aber bereits 4 eigene Katzen und kann die 5köpfige Katzenfamilie nicht auch noch behalten.

Auch bei uns kann leider keine weitere Katze unterschlüpfen, denn unsere Inkonti-Katze Fräulein Sise würde die Kleinen zu Hackfleisch verarbeiten (und mich mit ihrem Protestgepinkel wahnsinnig machen)! Wäre sie weniger kapriziös und eine Gesellschaftskatze, dann wären zwei von den Kleinen bei uns eingezogen. Geht aber einfach nicht.

Haben wir da den Dosenöffner gehört? Das ist UNSER Lied!

Jetzt suchen wir ein liebevolles Zuhause für diese süßen kleinen Racker.

Alter: 6-7 Wochen, von der Mutter aufgezogen, Freigänger, sehr verspielt und dank liebevoller menschlicher Zuwendung auch zutraulich und verschmust.
Ein graugetigerter Kater, 3 wildfarben gestromte Katzenmädchen. Abgabe nur an liebevolle, verantwortungsbewusste Menschen, die diese Katzen kastrieren lassen, damit das Katzenelend nicht endlos weitergeht.

Kontakt: 0160/5540239
Standort: Dithmarschen
www.meldorfer-kulttour.blogspot.de

Und hier noch ein paar Fotos, die ich mit freundlicher Erlaubnis meiner Freundin für meinen Blog benutzen darf:
Wer  kann diesem Blick widerstehen?

Sei mein Mensch (und Dosenöffner)!

Solarkatzen mit sonnigem Gemüt

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