Mittwoch, 14. November 2012

Gut abgeschnitten

Naja, SO kann man es eigentlich nicht gerade bezeichnen.

Unser Dreijähriger hat mit der Kinderschere experimentiert. Und sich die Haare bis 5mm über der Kopfhaut abgeschnitten. Lochfraß. Mottenangriff. Grauenhaft.

Unser Fünfjähriger hatte Spielbesuch und ich hatte die Kinder zum Basteln animiert.
Wir haben Faltsterne aus Transparentpapier gemacht. Wenn sie ans Fenster geklebt werden, leuchten die Farben wie Buntglasfenster in Kirchen und erhellen die grauen Wintertage mit ihrer Farbigkeit.

Unser Dreijähriger zog es vor, doch lieber mit den Autos zu spielen. Das kann er manchmal 30 Minuten ohne Unterbrechung, mit leisem Brummen, Tuten und Flüstern schiebt er dann seine heißgeliebten Polizei- und Feuerwehrautos über den Boden und erlebt seine ganz eigenen Abenteuer.

Schön, wenn sich Kinder so ausdauernd beschäftigen können...tja, nur dass ich nicht mitbekommen hatte, dass er sich den Autos ab- und der Bastelschere seines Bruders zugewandt hatte.

Als er in die Küche kam, sah er reichlich zerrupft aus. Da waren regelrechte Löcher in der Haardecke, der Pony war raspelkurz und bis zum Wirbel am Hinterkopf fehlte am Oberkopf so einiges an Haaren.

Man stelle sich einfach einen Negativ-Irokesenschnitt vor. Was beim Iro lang ist, war bei ihm kurz, und was beim Iro kurz ist, war bei ihm lang. Hübsch ist was anderes. Man könnte es allenfalls als progressiv-originell-dadaistisch bezeichnen (keine Ahnung, was das ist, aber es klingt avantgardistisch!).

Mir war klar, da musste ein radikaler Rettungsschnitt her.
DAS war dann auch der Ausdruck, der unserem Friseur entfleuchte, als er die Bescherung heute sah. Er hatte meine farbigen Schilderungen gestern für übergetrieben gehalten und stellte heute fest, dass es wirklich so drastisch war.

Nun sieht mein Kleiner aus wie ein Bundeswehrrekrut.
Unser Freund, der Friseur, hat meinem kleinen Chaoten also die Reste des langen Deckhaars auf rund 1-1,5cm gekürzt. Das kaschiert zwar nicht die Löcher, die wie Mottenfraß an seinem Oberkopf sind und wo die helle Kopfhaut durchschimmert.
Aber er sieht nicht mehr ganz so zerrupft aus.

Bis Weihnachten sind seine Haare hoffentlich nochmal um 1-1.5cm gewachsen. Dann wird unser Friseur das momentan noch ungleichmäßig lange Deckhaar am Oberkopf auf eine einheitliche Länge bringen und wir werden es dann in Ruhe wachsen lassen. Wir konnten heute doch nicht alles auf 0,5cm schneiden, nur damit es gleichlang ist!
Mit unserer Taktik sollten bis Weihnachten zumindest diese Mottenfraßlöcher verschwunden sein und mein Sohn etwas weniger kahl aussehen.

Zum Glück ist es im Winter passiert, da trägt das Kind draußen ohnehin immer eine Mütze und man sieht den Schaden nicht so deutlich. Und bis Ostern sind noch 5 Monate, bis dahin sollten die Haare wieder auf gewohnte Länge nachgewachsen sein.

Der Junge fand das Ganze irgendwie lustig und spannend. Naja, es sind nur Haare und wehgetan hat diese Aktion höchstens meinem Sinn für Ästhetik. Andere Kinder verlieren ihre Haare wegen Operationen oder wegen Krankheiten, dagegen ist unser Frisierunfall wirklich ein Luxusproblemchen.

Und mir ist dann aufgefallen, was für hübsche und ausdrucksvolle Augen und Augenbrauen dieser Junge doch hat. Und so schöne lange naturdunkle Wimpern, dass ich glatt neidisch werden könnte! Überhaupt diese marzipanglatte helle Haut, dieser weiche Mund und die noch runden Wangen...er sieht auf einmal wieder jünger aus, weil das kurze Haar an seine Babyfrisur erinnert.

Und unser Großer? Der hat gestern trotz unseres haarigen Intermezzos mit Akribie und Ausdauer zweimal 16 Papierelemente aus Transparentpapier gefaltet, die dann von mir zu zwei Fenstersternen zusammengeklebt wurden.
Ich finde es bemerkenswert, wie sorgfältig und ausdauernd mein Fünfjähriger arbeiten kann, wenn ihn ein Thema beflügelt und begeistert. Da hängt er bei bestimmten Themen sogar Teenager ab mit seiner Ausdauer.
Und Sterne, gleich welcher Art, sind seine große Leidenschaft und Motivation. Meine auch.

Ich glaube, zu Nikolaus wird er ein eigenes Falzbein im Stiefel finden, als Anerkennung und Ansporn zugleich. Gutes Werkzeug ist ein tolles Mittel, einen jungen Menschen zu motivieren und zu formen. Und Origami ist gut für die Entwicklung im räumlichen Denken und Wahrnehmen, für Mathematik und einfach als befriedigendes Hobby. Mich hat es damals als Grundschülerin erwischt und seitdem gefesselt.

Ich bin sehr stolz auf meine Jungs und kann es kaum erwarten, dass wir zu Beginn des Advents endlich die tollen Fenstersterne aufhängen können. 



7 Kommentare:

  1. Haare wachsen nach...................
    Aber der Mut zu Tun..ist genial und sollte nicht gebremst werden...
    Mein Pubertier stellt mich vor gaz andere Anforderungen mit 12....wie schön, als er noch Sterne gebastelt hat...
    Liebe Zwergengrüße

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  2. Ich lach mich schlapp: Diese Überschrift und dann dein Text! Ahh...köstlich!
    Liebe Grüße quer durch D!

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  3. Das verwächst sich wieder ;-)
    Als ich das gelesen hab musste ich an meine damals auch 3 jährige Tochter denken, die hat sich auch mal einen ca 3 cm breiten Scheitel geschnitten. Sah schon toll aus mit ansonsten richtig langen Haaren. Da stand dann auch nur abschneiden oder geschickt kämmen auf dem Plan.
    Aber vom Friseur schneiden lassen, war nicht drin.

    LG
    Renate

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  4. Ohje, das haben wir auch gehabt, mein Sohn hatte ein Lineal am Pony angelegt und abgeschnitten - gerade war was anderes.

    Nur als zeitliche Idee... im Nov. 2010 haben wir unserem Sohn vor einer OP alle Haare raspelkurz schneiden müssen, da er danach im Becken Bein Fuß Gips lag und nicht duschen konnte und nur stramm lag und das für 6-8 Wochen. So konnten wir die Haare mit einem Waschlappen im Bett waschen.

    Im Januar hatte er schon wieder eine richtige Frisur und sah nicht mehr nach Army Urlauber aus. Allerdings ist er ein Harry Potter, sobald die Schere an den Haaren ansetzt, wachsen die im Doppeltempo.


    Liebe Grüße

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  5. Hach, erinnert mich an meine Kindheit. Keine Schere war vor mir sicher. Klar, als Tochter eines Friseurehepaares... Aber meine Eltern waren über meine Ergebnisse auch nicht besonders erfreut. LG Heidi

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  6. Ach wie schön - ich glaub, das geht an keiner Mutter vorbei. Tochter und Sohn - heute erwachsen, hatten öfters zur Schere gegriffen, hab noch so schöne Fotos davon. Ich lach mich schlapp. Was daran wohl so interessant ist? Muss wohl Spaß machen. wie gut, dass es von oben wieder nachwächst.

    Diese Sterne bastle ich heute noch gerne. Die sehen so wunderscön aus...

    LG Heidi

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  7. Oh Mann.... das hat meine Anna so oft getan. Das letzte Mal als sie in die Schule kam. ( Klar, da kommt ja auch der Fotograf) Fragen wie:" Naaaa? Wie heißt den der Kleine?" Waren da an der Tagesordnung." Ähh, der Kleine heißt Anna."

    Heute hat sie wunderbare lange blonde und wahnsinnig dicke Haare. Vielleicht wars ja für was gut ;-)

    LG von einer, sich auch schon auf die Weihnachtszeit freuenden
    Anju

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