Sonntag, 15. Januar 2012

Ein Tag am Meer

Heute war wunderschönes Wetter. Der Himmel über uns so blau, wie er an der Küste nur im Winter werden kann. Wir waren in Büsum am Deich und gefühlte 10000 Tagesgäste und Einheimische hatten scheinbar dieselbe Idee...es war windstill, und wo die Sonne hinschien, war es sogar angenehm vor-frühlingshaft. Aber in den Ecken, die nicht von ihren Strahlen erreicht wurden, hielt sich der Rauhreif bis zum Einbruch der Dunkelheit.
Am Horizont: Die Bohrinsel Mittelplate im Wattenmeer


Büsum, Badestrand und Hochhaus

Büsumer Leuchtturm von 1913, 21,4m hoch

Hafeneinfahrt durch die Schleuse, im Hintergrund St. Clemens-Kirche

Leuchtfeuer auf den Molen

Wasser, glatt wie ein Spiegel!

Fischkutter

Winterruhe? Oder Sonntagsruhe?

Wellenspiel
Es war eine Luft, so klar und still, dass wir von der Mole weit blicken konnten: Im Osten die Raffinerie in Hemmingstedt, dahinter die bläulich schimmernden Hügel der Geest um Nordhastedt herum, weiter südlich dann den weit aufragenden Dom zu Meldorf, das Silo am alten Meldorfer Hafen und die Schleusenanlage des neuen Meldorfer Hafens. Weiter südlich der Wodansberg bei Windbergen und am Horizont eine weiße Dampfwolke, die von den Industrieanlagen bei Brunsbüttel stammten und senkrecht in den stillen Himmel stiegen. Dann das gegenüberliegende Ufer der Dithmarscher Bucht, die langen Baumreihen, die die Alleen säumen, schließlich Friedrichskoog-Spitze...und Frachtschiffe, die in die Elbmündung einfuhren. Und mitten im Wattenmeer gelegen die Bohrinsel Mittelplate.

Diese Stille war am beeindruckendsten. Wir haben hier fast immer Wind, die stillen Tage draußen am Deich kann man in jedem Jahr an einer Hand abzählen. Und selbst wenn man nicht den Wind hört, so ist am Meer immer ein leises Rauschen zu vernehmen.
Heute war es so still, dass man nicht einmal das Wasser hören konnte. Der Horizont lag endlos weit entfernt und bildete eine haarfeine Linie zwischen dem Himmel und dem himmelsfarben gleißenden Meer.

Es war heute dermaßen still und friedlich da draußen, dass man sich als Binnenlandbewohner kaum vorstellen kann, dass heute der Jahrestag des Beginns Groten Manndrenke von 1362 ist, die ihren Höhepunkt am 16. Januar fand. Damals wurden die Nordfriesischen Marschen von den Fluten zerrissen, die Halligen entstanden, das sagenumwobene Rungholt ging genauso unter wie 7 weitere Kirchspiele mitsamt ihren Einwohnern.

Detlev von Liliencron hat - wahrscheinlich während seiner Dienstzeit als Hardesvogt auf Pellworm - die berühmte Ballade "Trutz, blanke Hans" geschrieben. In der Ballade wird als Ursache für Ebbe und Flut, aber auch für Sturmfluten ein Seeungeheuer genannt, das eines Tages von den reichen Rungholtern geschmäht und damit provoziert wird. Kurze Zeit später geht Rungholt in einer mächtigen Sturmflut unter...

Diese Katastrophe, die heute noch deutlich auffindbare Spuren im Wattenmeer hinterlassen hat, ist heute 650 Jahre her. Wenn man sich weit hinaus ins Watt wagt, in jene Gegend um die Hallig Südfall herum, wo einst fester Marschenboden gewesen ist, dann findet man auch heute noch Spuren der untergegangenen Siedlungen. Allerdings warne ich eindringlich davor, allein und ohne Führung ins Wattenmeer zu gehen. Auch das Graben nach Scherben und Ziegelresten ist strengstens untersagt!
Mehr Informationen findet man hier: Wikipedia

Es sind die stillen Tage wie der heutige, über die man an der Küste erzählt, dass man in den Weiten der nordfriesischen Watten das Glockenläuten der untergegangenen Stadt Rungholt ganz leise hören kann...

Anschließend haben wir, weil das Wetter einfach zu schön war um nach 2 Stunden wieder heimzufahren, noch einen Abstecher ans  Eidersperrwerk gemacht.

Das Eidersperrwerk riegelt die ehemals 5km breite trichterförmige Eidermündung ab und sichert seit fast 40 Jahren das Hinterland gegen Sturmfluten ab. Außerdem sorgen die 5 großen Fluttore dafür, dass das Flusswasser kontrolliert ablaufen kann, das Hinterland entwässert wird und bei Flut ein gewisser Rückstrom aus dem Meer in den Unterlauf der Eider möglich bleibt, damit Flora und Fauna auch weiterhin das Brackwasser bekommen, an das sie sich seit tausenden Jahren angepasst haben.

Eine Schleuse und eine Klappbrücke geben der Schiffahrt freie Durchfahrt und der Eiderdamm ist die verkehrstechnische Verbindung Dithmarschens und der Halbinsel Eiderstedt.

Der Besuch des Eidersperrwerks lohnt sich. Es kostet weder Eintritt noch Parkgebühren, man kann sich ein Krabbenbrötchen kaufen und das gesamte Sperrwerk zu Fuß begehen, die tolle Aussicht genießen und sich den Seewind um die Nase wehen lassen. Beim Aufgang an der Südseite sind diverse informative Schautafeln, die das Bauwerk erklären.

Auflaufendes Wasser strömt in die Eider hinein


Seeseite des Eidersperrwerks

Seeseitiges Fluttor, geöffnet

Schattenselbstportrait auf dem landseitigen Fluttor

Blick auf das fünftorige Eidersperrwerk von seewärts

8 Kommentare:

  1. Soooo schön!
    Ich würde auch gerne am Meer wohnen...*seufz*

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  2. Da hattet ihr aber einen wirklich schönen Sonntag. Tolle Bilder. Gibt doch auch in der näheren Umgebung immer wieder Neues zu entdecken. Uns hats gestern "nur" ins Kino verschlagen, war aber auch nett. Das Wetter hier war definitiv nicht für Ausflüge geeignet und heut erst recht nicht... Schöne Woche wünscht Anke

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  3. Du hast wunderschöne Aufnahmen von einem wunderbaren Tag am Meer gemacht. Wie schön,dass du wieder gesund bist.
    Ich bin auch ein wenig spazieren gegangen, aber ich brauch dazu Schaufenster und so bin ich durch Kiel gegangen. War aber auch sehr schön.
    Herzliche Grüße
    Svenja

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  4. Schöne Bilder, ich finde, man kann die Stille spüren.
    LG Marina

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  5. Büsum... Das weckt Kindheitserinnerungen (auch wenns noch nicht sooo lange her ist). Ich bin eher zufällig auf deinen Blog gestoßen, aber deine Art zu schreiben hat mich angesprochen. Und ich hab erstmal sämtliche Einträge gelesen. Ich find es klasse, was du hier von dir an andere weitergibst, und ich hoffe, noch viel von dir zu lesen. Liebe Grüße, Katrin

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  6. Sooo schön!! Genau an diesen Stellen war ich vor zwei Jahren im Sommerurlaub. Schade, dass wir uns da noch nicht so gut kannten, dass wir uns getroffen haben.
    Ganz liebe Grüße Stefanie

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  7. Superschöne Bilder, ich hoffe mal das Wetter hält sich noch bis zum WE Wenn ich schon mal für ein paar Tage im Norden bin.
    Liebe Grüße
    Nicole

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  8. Oh Mann das sind Bilder, da wird die Sehnsucht in mir wach, seufz...
    Ich liebe Leichttürme, das Wattenmeer und Krabbenkutter und frische Matjesbrötchen und Deiche und Schade auf dme Deich.
    Danke Liz

    LG Liora

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