Mittwoch, 21. November 2012

Völlig verpuzzelt

Bitte lieber Nikolaus, lieber Weihnachtsmann, liebes Christkind - und alle, die diesen Dreien fleißig und großzügig zuarbeiten bei lieben Geschenken für meine beiden Jungs:

Bitte schenkt ihnen keine Puzzles.

Ich habe Puzzles noch nie gemocht, ich empfand sie immer als unkreative Zeitverschwendung und langweiliges Herumsuchen. Schon als Kind mochte ich sie nicht.

Die Beschäftigung mit einem schwierigen Puzzle hat mich nicht beruhigt, sondern nur genervt und nervös gemacht, weil ich an all die viel spannenderen Dinge denken musste, die ich nicht tun konnte, weil mich da ein 5000teiliger Trümmerhaufen band.

Meine Puzzlekarriere endete dementsprechend in der frühen Grundschulzeit, nachdem ich mich grob undankbar für ein stinklangweiliges Puzzle gezeigt hatte, indem ich es über Monate ignoriert hatte und vorschlug, es doch einfach heimlich zu entsorgen oder weiterzuverschenken.

Aber die Vergangenheit holt einen ein.

In Form von Kindern, die von Freunden und Verwandten großzügig mit Puzzles bedacht werden:

- Holzpuzzles (die höllisch wehtun, wenn man barfuß drauftritt)
- Rahmenpuzzles (wo die ersten Teile schon verlorengehen, wenn das Teil gerade 5 Minuten aus der Verpackung genommen wurde)
- klassische Puzzles, wo sich allzugern ein Teilchen in den Nexus verirrt, um sich in einem Paralleluniversum zu vergnügen, während man sich hier halbtot sucht und über ein weiteres unvollständiges und somit wertlos gewordenes Puzzle ärgert

Meine Kinder haben großes Vergnügen mit Puzzles:
Aufreißen, begeistert auseinanderrupfen und im Raum verteilen, Sofaritzen inclusive - und dann gelangweilt feststellen, dass sie ähnlich unmotiviert ans Zusammensetzen rangehen, wie ich es einst tat.

Am Ende läuft es dann so wie heute:
Ein Koffer mit 4 Puzzles à 64 Teile wird aufgerissen, die einzeln in Beuteln verpackten Puzzles werden ausgeschüttet und ergeben ein buntes 256-teiliges Mosaik auf dem Wohnzimmerboden.

Das schlagartig erlöschende Interesse am Puzzeln zeigt sich im verstärkten Drang, jetzt noch die Kiste mit den Autos, den Beutel mit dem Lego und den Stapel Star Wars Karten der am Boden liegenden Vielfalt hinzuzufügen.
Und alles durcheinanderzukippen, quer durch den Raum zu kicken und sich dann über unzumutbare Langeweile und "nichts zum Spielen" zu beschweren.

Und die Brut erwartet dann, dass ich als Muttertier freudig lächelnd all meine anderen Aufgaben liegen lasse, um das Chaos zu beseitigen.

Nö. Heute nicht. Die sind alt genug, um ein dermaßen mutwillig angerichtetes Chaos selbst aufzuräumen. Nur so lernen sie, dass sie sowas in Zukunft bleiben lassen sollten.

Es gab eine klare Ansage: Kein Abendessen, kein Fernsehen, keinerlei Zerstreuung, bevor die Puzzleteile ordentlich eingesammelt worden sind, die Autos und das Lego in den entsprechenden Kisten liegen und die Star Wars Karten wieder aufgesammelt wurden. Sie sollten in totaler Langeweile schmoren, bis es ihnen zuviel wird und sie erkennen, dass nur das Aufräumen sie aus dieser Ödnis befreit.

Gefallen hat mir das nicht unbedingt, mal wieder die strenge Mama geben zu müssen. Aber ich bin nicht ihre Freundin, sondern ihre Mutter. Und dazu gehört nun mal auch, dass ich mich gepflegt unbeliebt mache, wenn es sein muss.

Man staune: Nach anfänglichem Unverständnis seitens der Kinder und entsprechend empörtem Protest ("Mama ist grausam, sie lässt uns verhungern") wurde tatsächlich getan, was ich gefordert hatte.

Man konnte wieder durchs Wohnzimmer gehen, ohne sich die Beine zu brechen. Zeit für den Feierabend, denn ich war wirklich angenervt. Aktion Puzzle war ja nur die Spitze eines Eisbergs, was die Menge des heutigen Blödsinns und Unfugs anging.
Wir befinden uns nämlich auch in der Pipi-Popo-Kacka-Phase und mein Fünfjähriger reißt endlos schlechte Witze über dieses Thema. Sehr nervig.

Das war dann auch zu schön, um wahr zu sein. Feierabend war noch nicht drin für mich.

Denn nach dem Abendessen war mein Großer nicht in der Lage, seine Pyjamahose wiederzufinden.
Der Kleine hingegen hat es fertig gebracht, die Gardinenstange für die Scheibengardine im Schlafzimmer so runterzureißen, dass die Halter gebrochen sind.
 
Ich bin wirklich dankbar gewesen, als ich die Kinder im Bett hatte.
Und ich hoffe, dass wir morgen nicht noch so einen Chaostag haben.

6 Kommentare:

  1. Inzwischen sind meine Kinder groß und ich muss zugeben, ich vermisse diese "Abwechslungen" von damals. Unglaublich, oder?
    Liebe Grüße

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  2. Wie sagt man so schön? Kleine Kinder - kleine Sorgen ...

    lg niki

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  3. Meine Liebe,
    mein Pa hat von mir jedes Jahr zu Weihnachten ein Puzzle geschenkt bekommen. Je schwieriger, desto besser. An Heiligabend flog die Tischdecke vom Wohnzimmertisch, das Puzzlebrett wurde aus dem Keller geholt und schon ging es los. Meine Mam hat dann immer eine Flunsch gezogen, weil Weihnachten dann gelaufen war. Wenn am 1. oder 2. Feiertag die liebe Verwandschaft kam, verschwand schon mal das eine oder andere Teil des Puzzles bis anfang Januar, wenn der erst Geburtstag im neunen Jahr war und alle sich getroffen haben.
    Ich konnte meinem Pa keine größere Freude machen als ein Puzzle. Ohne das war es kein richtiges Weihnachten. Lang ists her.

    Aber ich bin der richtige Puzzleversager, ich hab immer einen Hammer genommen, schon passte das Teil.

    Ich liebe deine Kinder, die sind so schön erfrischend, auch wenn du das nicht immer so siehst.
    Dir wünsch ich Engelsgeduld.
    Drück dich, Marina

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  4. Hallo,
    köstlich.
    Ich habe Puzzle auch gehasst und für vertane zeit gehalten und meine Kinder kamen sie ständig geschenkt - pädagogisch wertvioll und so. Mein Sohn (klunger Junge) mochte sie auch nicht. Meine Tochter hat sie alle einmal in Rekordzeit gelegt und dann wieder ab in die Schachtel.
    Ich fand aber auch spiele wie *Tempo kleine Schnecke* nicht so richtig unterhaltsam. Na ja Gesellschaftsspiele waren nie so meins. Auch mit einer Muter die weder puzzelt noch Gesellschaftsspiele bis zum abwinken spielt, sind meine Kinder gelungen. Ich denke, dass wird bei deinen Jungs nicht anders sein, die sind ja ausgesprochen kreativ, vielleicht mögen sie regeln nicht so richtig gern????
    *Aber ich bin nicht ihre Freundin, sondern ihre Mutter.* Schöner Satz, sollten sich ganz viele Eltern mal auf den Spiegel schreiben und jeden Morgen lesen und gut behalten. Das möchte ich noch ergänzen - mein Sohn (da war er schon in der Oberstufe) erzählte mal, das ein Klassenkamerad seine Eltern mit Vornamen anredet (weil sie ja wie Freunde sind) und meinte dann, das er das nicht wolle, denn er wolle in uns Eltern haben, nicht Freunde.
    Ich wünsche dir noch viele spannende Erlebnisse mit deinen Jungs - sie werden viel zu schnell erwachsen.
    LG
    Marianne

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  5. Du sprichst mir aus der Seele... ;)
    Ich mag auch keine Puzzles... und meine Söhne (4 und fast 6) sind auch nicht soo begeistert davon *G*
    Wenn sie mal das Puzzle-Fieber überkommt gebe ich sie ruhigen Gewissens bei meiner Mama und Schwester ab - die puzzlen nämlich liebend gerne!
    LG
    Missy
    www.missyswahnsinn.blogspot.com

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  6. Lisa liebt Puzzle. Sie wollte letzte Woche eines mit 1000 Teile mit mir machen, weil ihr 100 einfach zu wenig sind und wir so schnell fertig damit sind :-). Das fand ich dann doch ein bißchen übertrieben, aber ich denke, der Nikolaus wird jetzt dann erst mal eines mit 200 Teilen bringen.
    Ja, sie hat die Puzzle-Liebe von mir und meiner Mama :-). Ich sehe meine Mama noch vor mir, als sie vor Jahren, als ich noch klein war, auf dem Wohnzimmerboden liegt und ein Puzzle mit 1000 Teilen macht, auf dem ein weißes Segelschiff im blauen Meer und blauen Hintergrund macht. Soooo viel blau. Aber sie hat es geschafft :-).

    Liebe Grüße Stefanie

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