Dienstag, 12. April 2011

Das Chaostrio reloaded: Böcke und Zicken

Es ist kaum zu glauben, aber gestern abend hatte ich tatsächlich noch die Nerven, 16 kleine Blockbodenbeutel aus Geschenkpapier zu falten. Irgendwie brauchte ich die ständig wiederholten Arbeitsschritte, um wieder runterzukommen und mich zu entspannen.

Dafür ging es heute gleich wieder los:
Morgens Baderunde für die Jungs. "Mama, ich bin übergeläuft!" begrüßte mich mein Vierjähriger mit nassem Pyjama und feuchtem Schlafsack. Und auch mein Einjähriger war durchnässt und hatte die Windel auf den Hacken hängen...also ab in die Wanne.

Es ist sagenhaft, welche Verwüstungen zwei kleine Jungs in der Wanne anrichten können. Wobei die Verwüstungen UM die Wanne HERUM viel schlimmer waren. Nach wenigen Minuten stand das Wasser auf dem Badezimmerfußboden 1cm hoch und ich musste erstmal alles aufwischen.

Nach dem Bad musste ich mich beeilen, meinen kleinen Einjährigen wieder einzufangen. Sobald er nämlich aus der Wanne herausgehoben wird, rennt er juchzend klatschnass und splitternackt durchs Dachgeschoss. Flitzeralarm!

Heute nachmittag war unsere Freundin Lilalo wieder bei uns zu Besuch. Sie ist zwar nur einen Monat älter als mein Kleiner, aber motorisch und sprachlich um einiges voraus. Und über mangelnde Willenskraft kann man sich bei ihr auch nicht beschweren, wobei das Fräulein gern mal auf die Tränendrüse drückt und bei mir jedesmal kläglich damit scheitert.
"Heulen ist kein Argument!" ist einer meiner Sprüche, den auch meine Jungs zu hören bekommen.

Ich möchte meinen Kindern gern zweierlei mitgeben: Die Einstellung, dass man Dinge lieber durch Ehrgeiz und Ideenreichtum erreicht anstatt sie sich durch den Einsatz von Wasserkraft und Geheul zu verschaffen. Und die innere Haltung, sich auch durch das Gejammer und Genörgel von anderen nicht manipulieren zu lassen.

Denn wenn ich mich so umsehe, dann stelle ich fest, dass es erschreckend viele Leute gibt, die ihre Ziele und Wünsche erfüllen, indem sie sie sich erjammern und andere dazu bringen, die Arbeit für sie zu tun.
Ich finde solche Leute nicht sonderlich angenehm, weil sie schlechte Laune und ein schlechtes Gewissen machen, um selbst glücklich zu werden.

Also wehre ich den Anfängen und reagiere auf der Quengelfrequenz mit sehr selektiver Wahrnehmung: Ich stelle mich taub.

Heute war wieder so ein Tag zum Taubwerden...weil die Kinder hier im Haus und Garten regelmäßig Le Mans auf ihren vierrädrigen Laufrädern veranstalten, hatte ich gedacht, ich treib die Meute in sturmtaugliche Klamotten und mache mit ihnen einen Ausflug zum Spielplatz. Mein Großer wollte so gern wieder zum Kletterturm.

Also zogen wir los, ich mit Proviantbeutel über der Schulter, die beiden Kleinen auf ihren Puky Wutschs und der Große auf seinem hölzernen Laufrad. 250m bis zum Ende der Straße, dann nochmal 300m und wir wären da gewesen.
Stattdessen streikte Lilalo schon nach 100 Metern. Wie jetzt? Fräulein Tonangebend wirkte plötzlich ungewohnt langsam und bewegungsunlustig, während Sohn1 schon am Ende der Straße angekommen war und Sohn2 sich wacker 50m vor uns weiterkämpfte.
Wobei zu sagen ist, dass Sohn2 einen Monat jünger als Lilalo und eher ein gemütlicher Entwickler ist, was Laufen und Sprechen angeht. Da war Lilalo, typisch Mädchen, um einiges schneller und weiter.

Mein Spätentwickler war also 50m voraus und munter am Fahren, während das Mädel recht unmotiviert herumstreikte.
Da das Anziehen der Kinder schon soviel Zeit beansprucht hatte, sollte der Ausflug nicht nach 50 Metern beendet sein. Schließlich hatte mir meine Freundin erzählt, dass sie so viel mit ihrer Tochter spazierengeht. Ich schob also Fräulein Unlustig an, damit wir den Anschluss an Sohn1 und 2 nicht verloren.
Dann habe ich umdisponiert und angesichts des feuchten kräftigen Weststurmes beschlossen, den Spielplatz sausen zu lassen und umzukehren. Eine halbe Stunde draußen hätte bei diesem Wetter auch gereicht.

Diesen Entschluss fand mein ach so agiles Kind 2 nicht gut und dieses fing daraufhin an, lautstark zu motzen.
Zuerst kamen wir noch stückweise voran, indem ich ihn immer wieder dazu bewegen konnte, ein paar Meter zu fahren. Stop, motz and go! Es hatte mehr von Spazierenstehen als Spazierengehen an sich.

Am Ende lief es darauf hinaus, dass ich eigentlich 2 Laufräder plus dazugehöriger motzender Kinder die gesamte Strecke heimwärts hätte tragen müssen. Was ich dann verweigert habe, weil es nicht gegangen wäre.

Bei der Schwangerschaft erwirbt das Muttertier ja so diverse Extras wie Schwangerschaftsstreifen, verbesserten Geruchssinn, größere Füße, einen schlappigen Beckenboden und gelegentlich sogar den 7. Sinn dafür, zu spüren, wann der Nachwuchs Blödsinn im Nebenzimmer macht (Stille ist immer verdächtig!).

Was man nicht erwirbt und eigentlich viel dringender bräuchte, wäre ein zusätzliches Paar Arme, um alles handhaben zu können.
Doch das fehlt mir auch nach der 2. Entbindung, während ich ansonsten das volle Programm erhalten habe.

Und so trug ich nur die Laufräder und schleppte wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen ein unlustig motzendes Duo hinter mir her, immer im Respektsabstand von 10 bis 15 Metern und mit Sichtkontakt.

Lilalo hat eher leise und ausdauernd gemeckert und gezickt, während mein Jüngster lautstark geblökt und gemotzt hat. Jungs und Mädchen sind in dem Alter ziemlich gleich und ich finde es albern, wenn ich Müttern zuhöre, die behaupten, das eine oder andere Geschlecht sei komplizierter oder unkomplizierter.
Mein Fazit: Ob junge Böcke oder junge Ziegen: Gemeckert und geblökt wird auf ähnlicher Tonlage und mit ähnlicher Lautstärke. Die tun sich nichts.

Ich hatte die wechselseitigen Laufradstreiks und Unlustattacken einfach satt und habe den beiden gesagt, sie müssten selbst laufen oder dort bleiben, weil Tragen nicht geht. Ich kann nicht mit rund 25kg motzenden Kindern plus zwei Laufrädern heimlaufen.

Und siehe da, das Selbstlaufen ging dann doch irgendwie...daheim mussten die beiden dann erstmal auf die Schaukel, um sich zu erholen und wieder zu normalisieren. Dann gab es unsere nachmittägliche Obstpause mit Bananen und Weintrauben.
Übrigens ist es total witzig, zu beobachten, wie begeistert mein Kleiner in der Sandkiste spielt - und dass Lilalo Sand völlig angewidert mit "Bah!" kommentiert.

Als meine Freundin von ihrem Termin zurückkehrte und ihr Töchterchen abholte, sprach ich sie auf unseren missglückten Ausflug an und ihre schwächelnde Tochter.
"Ich denke, ihr macht immer so lange Spaziergänge?" - "Aber immer mit dem Sportwagen als Reserve dabei. Weil sie nach 50 Metern keine Lust mehr aufs Laufrad hat."

Okay, DAS habe ich nicht gewusst. Wenn es nächstes Mal mit der ganzen Meute zum Spielplatz gehen soll, kommt sie wieder in den Bollerwagen und wird gefahren, damit wir den Ausflug innerhalb eines Tages erledigen können.

Noch nie war mein Sofa so wertvoll wie heute!

Müde Grüße
Postpanamamaxi

4 Kommentare:

  1. Darf ich jetzt herzlich lachen? *prust*

    Ich fürchte, es heitert Dich auch kein bißchen auf, wenn ich Dir sage, daß es nicht ein Stückchen besser wird. Nur anders anstrengend ;-)

    Aber ich kenne solche Tage mit meinen Beiden und deren Freunden nur zuuuuu gut!

    Laß Dich heute abend mal schön verwöhnen, wenn die Zwerge im Bett sind!

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  2. Aus dem Leben....in mein Herz!
    So les ich Dich und freu mich, denn es ist ein "kleiner Moment", der mich lächeln lässt.
    :-))
    Die kleinen wunder-samen Ereignisse des Tages zum gelebten Tag werden lassen, sie suchen und finden.
    Mühe-los, weil selbst-verständlich.
    Schlaft gut, Familie Postpanamamaxi
    :-)
    Barbara

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  3. Lach und warte mal noch 9-10 Jahre, dann ist das Gezicke genial... aber Du hast ja dann eher das Geblöke, da kann ich noch nichts drüber sagen.. aber das Gezicke... Juchhuuuuuuuuuuuuu.......

    Ich habe auch immer Laufrad getragen und Kind kam motzend hinterher... ich trage kein Kind, welchs Laufen kann... Nix da...
    Letztes Jahr hatte mein Mini Gelenksschnupfen, den musste ich ins Klinikum tragen, mei war der schwer... Und das zwei Mal in einem Jahr.. einmal im Knie und einmal in der Hüfte, grummel....

    Schönen Abend

    LG Liora

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  4. Ich liebe Deine Erzählungen. Und ich mag Deine Kommentare so gerne. Die stupsen mein Denken an...
    Schlaf gut
    Elisabeth

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