Dienstag, 16. August 2011

The dodgy end of the city und die Insel der Seligen

Was das beides miteinander zu tun hat?
"Dodgy" steht im Englischen für "unstet, heikel, riskant, verdächtig, zwielichtig, unzuverlässig".
The dodgy end ist jene Gegend, wo man nachts nicht allein über die Straße gehen mag und wo man tagsüber immer damit rechnen muss, dass einem das Fahrrad oder Autoradio abhanden kommt.

Alles Adjektive, die auf die augenblickliche Situation in den englischen Problemstadtteilen zutreffen.

Die Insel der Seligen hingegen ist das Elysion in der griechischen Mythologie. Dieser Ort ist den größten Helden vorbehalten, wo sie ein entrücktes unsterbliches Leben am westlichen Ende der Welt genießen dürfen. Fern von allem, was einen im diesseitigen Leben belasten mag.

Und was diese beiden Orte mit diesem Blog - und vielen anderen - zu tun haben, werdet Ihr fragen. Worauf will die Postpanamamaxi heute hinaus, dass sie so weit ausholt?

Diese beiden Orte sind die Pole, zwischen denen sich viele von uns Bloggern bewegen.

Ich glaube nicht, dass wir im Alltagsleben den Brennpunkten der Gesellschaft gegenüber so ignorant sind, wie die aktuelle Themenauswahl unserer Blogs vermuten lässt.
Ich denke, es ist eine bewusste Entscheidung, angesichts der Ausschreitungen und der katastrophalen Entwicklungen infolge von Misswirtschaft und Naturkatastrophen nicht ins allgemeine Klagen oder die übliche "Betroffenheitskultur" zu verfallen und stattdessen lieber einen konstruktiven und zukunftsbejahenden Gegenbeitrag zu leisten.

Nur weil wir lieber über die schönen Seiten und kleinen Lichtblicke des Alltaglebens bloggen, heißt es nicht, dass jeder von uns das Glück hat, auf der Insel der Seligen und weitabgeschieden von jenem zu leben, was in dieser Welt gerade gründlich falsch läuft. Sollte es diese Insel wirklich geben, dann wäre sie wahrscheinlich menschenleer, denn nur den größten Helden sollte sie vorbehalten sein.

Und die wahren Helden leben hier in unserer Mitte. Es fiele ihnen gar nicht ein, sich auf eine entrückte Insel zu begeben, weil es dort nichts für sie zu tun gäbe und jeglicher Heldenmut ad Absurdum geführt würde.

Helden sind beispielsweise, die ihr Schicksal schultern und sich dafür einsetzen, dass ihr Leben und das ihrer Mitmenschen lebenswerter wird, anstatt aus Wut über das eigene Schicksal und unkontrollierbarem Neid das Leben von anderen zu zerstören.
Es wird der Menschheit in der Summe nicht besser ergehen, wenn der Ausgleich in einer Gesellschaft darin besteht, dass wir am Ende alle gleich arm, benachteiligt und ungebildet sind.
Diese Helden haben gelernt, dass ihre Arbeit hier und nicht auf der Insel der Seligen benötigt wird. Sie fragen nicht, was sie für ihre Leistungen bekommen, sondern sie fragen lieber danach, wo und wie sie helfen können. Wenn sie überhaupt erst fragen und nicht gleich die Ärmel hochkrempeln und loslegen.

Diese Zerstörungen, die im Moment aufflammen, haben nichts mit dem Wunsch nach Gleichberechtigung zu tun, sondern einzig und allein mit Gleichmacherei. "Wenn ich nichts habe, dann sollen die anderen auch nichts haben." Diese Einstellung wird unsere Gesellschaft nur noch weiter spalten.

Und was wir Blogger dagegen tun können?
Wir können Lebensmut verbreiten. Hoffnung säen. Ein Vorbild sein.
Und ganz aktiv vor unserer eigenen Haustür, in unserem direkten Lebensumfeld aktiv werden, indem wir beispielsweise Projekte vor Ort unterstützen, die der Bildung und Herstellung von Chancengleichheit dienen. Damit wir nicht, wie in Südafrika, eines Tages elektrische Zäune um unsere Anwesen ziehen müssen, damit der Neid der anderen uns nichts anhaben kann.

Wir bloggen nicht auf der Insel der Seligen. Aber wir wissen, dass es besser ist, ein noch so kleines Licht anzuzünden, anstatt über die Dunkelheit zu klagen.

Jeder braucht sein Plätzchen der Ruhe, der Besinnung und des Friedens. Und in dem Ihr so positiv und voller Lebensliebe bloggt, teilt Ihr dieses Plätzchen mit allen jenen, die guten Willens sind.

Danke fürs Teilen.

Postpanamamaxi

PS: Banksys Blumenwerferfoto, das ich mir freundlicherweise von Eva Jung ausborgen durfte, ziert nicht ohne Grund diesen Blog. Was wäre, wenn statt Steinen und Brandsätzen Blumen fliegen würden?

7 Kommentare:

  1. Guten Morgen!
    Nun, eigentlich wollte ich von Anfang an nicht nur von der Insel der Seligen hier bloggen!
    Ich habe anfangs ab und zu über Atomkraft hier was gebloggt oder verlinkt, aber das ist kaum auf Resonanz gestoßen.
    Ehrlich gesagt, finde ich es gut, wenn ich in Blogs auch mal was anderes als immer nur über Deko und Schönheit lese, einfach, weil es mir alles sonst so "unecht" vorkommt.
    Man kann natürlich auch damit argumentieren, dass es Blogger gibt, die viel fundierter politische Blopgs betreiben, und sagen, dann können wir dort lesen...

    Aber wenn wir ehrlich sind, beschäftigt uns das Weltgeschehen doch auch?

    Bin ich nun auf der Insel der Seligen?

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  2. Danke schön.... es war eine gute Entscheidung, meinen Tag heute damit zu beginnen, auf deinem Blog vorbeizuschauen, statt gleich die Zeitung aufzuschlagen. Ich werde deine Worte bestimmt noch eine ganze Weile "mit mir herumtragen"!
    LG Brycha

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  3. Du hast den Tag mit einem sehr interessanten Posting begonnen und sprichst wahrscheinlich vielen von uns direkt aus dem Herzen. Nur das wir es nicht alle so punktgenau schreiben können.Vielen Dank für diesen Beitrag und die nachdenklichen Momente, die er uns (hoffentlich) beschert.

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  4. Was für ein schöner Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele. Ein Plätzchen für uns allein, eine kleine eigene Insel, die wir mit denen teilen, die uns nichts neiden, treffender könntest Du das Bloggen - zumindest für mich - nicht beschreiben. Und ja, jeder der seinen Alltag meistert, Kinder groß zieht, ohne dabei anderen zu schaden, in welcher Weise auch immer, ist für mich ein Held. Auf meiner kleinen Insel möchte ich keinesfalls alleine sein und freue mich über jeden Besuch.
    Ganz liebe Grüße

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  5. Wieder ein sehr treffendes Posting von Dir!

    Liz, ich habe Deine E-Mail-Adresse irgendwie verlegt, kannst Du sie mir bitte noch einmal mailen?

    GLG
    Dagmar

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  6. Das hast du sehr schön geschrieben....auch wennn ich es später noch einmal ohne Kopfweh lesen muss ;-)
    Mir gibt meine kleine Insel auch viel Kraft für die dodgy ends des Lebens...
    Und wenn ein Licht auch noch so klein ist, so ist es doch immer Sieger über die Dunkelheit....
    Liebe Grüße
    Christine & Joshua (mein kleiner heller Schein ;-)....kann nur von dem Licht selber noch übertroffen werden)

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  7. Dankeschön! Ich hab das gern gelesen.

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