Donnerstag, 17. März 2011

ich bin es müde

Ich mag nicht mehr.
Ständig neue Hiobsbotschaften im Fernsehen und Radio, in den Zeitungen und im Internet.
Es ermüdet mich über die Maßen.

Wie erklärt man einem Vierjährigen, was ein explodierender Atomreaktor ist und was es bedeutet? Ich habe es versucht und bin kläglich gescheitert...oder auch nicht, denn mein Sohn hat mich hinterher gefragt, warum die Menschen so dumm sind, sowas Giftiges zu verbrennen, wenn man doch auch mit anderen Sachen Strom erzeugen könnte.

Ich fühlte mich trotzdem wie der zweite Sieger in einer Schlacht.

Denn ich hatte irgendwie gehofft, dass meine Schonfrist, bis ich diese Thematik meinen Kindern erklären muss, ein paar Jahre länger wäre. Der Große ist doch erst VIER!
Aber angesichts der Überflutung mit den Medien lässt sich dieses Thema nicht verheimlichen. Und eigentlich will ich meine Kinder auch schützen, indem ich sie stark und bewusst mache und nicht in Watte gepackt aufwachsen lasse.

Und überhaupt, wie erklärt man das Unerklärliche? Wie erklärt man einem Kind, dass die Menschen wider besseres Wissen so dumm sind, Atomreaktoren auf eine tektonisch aktive Zone zu stellen? Wobei das nicht unbedingt nur ein japanisches Phänomen ist. Auch in Deutschland und den USA gibt es AKWs auf tektonisch aktivem Gebiet.

Solche Tagen wie diese zeigen mir nicht nur in aller Deutlichkeit, dass ich meinen Kindern schon jetzt nicht mehr alle Fragen beantworten kann (und ich dachte immer, ich wäre eine gute Erklärerin!).

Es zeigt mir auch, dass ich sie nicht beschützen kann. Weder im Mutterleib noch an meiner Seite.
Eine simple Tatsache, die ich eigentlich spätestens bei der ersten Fehlgeburt anerkennen musste, aber man verdrängt dieses Wissen, um normal weiterleben zu können. Nur so bleibt Platz für Lebensfreude, die wir zum Leben so dringend benötigen.

Manchmal ist Verdrängung die einzige Möglichkeit, im Alltag zurechtzukommen.
Es hat nichts mit Oberflächlichkeit oder Ignoranz zu tun, wenn man sich gelegentliche wohldosierte Alltagsfluchten gönnt. Sondern mit Weiterleben.

Man kann der Realität umso gefasster ins Auge blicken, wenn man sich zwischendurch Pausen zum Auftanken der mentalen Reserven erlaubt.
Es ist eine uralte Überlebensstrategie, die wahrscheinlich im Verlauf der Evolution erworben wurde.

Und ich halte es für eine Unverschämtheit von profilneurotischen Verwirrten, bösartige Kommentare in Blogs von Leuten zu hinterlassen, die sich entschlossen haben, NICHT über die Ereignisse in Japan zu bloggen und ihren Blog als Oase des Friedens, der Schönheit und der Kreativität zu bewahren. Oasen, die ich immer als sehr wohltuend empfinde und im Moment besonders gern aufsuche.

Ich weiß schon, warum ich als Verfechter der Meinungsfreiheit trotzdem darauf beharre, Kommentare erst nach Sichtung meinerseits freizugeben.
Und anonyme polemisierende Kommentatoren, lasst Euch sagen: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Wir lachen Euch einfach aus.

Liebe BloggerInnen, bitte zieht weiter Euer Ding durch. Und es ist egal, ob Ihr Euch für oder gegen das Thema Japan in Euren Blogs entscheidet, wichtiger ist in jedem Fall, dass Ihr authentisch bleibt und Euch selbst die Treue bewahrt.

Nachdenkliche Grüße
Postpanamamaxi

11 Kommentare:

  1. Das hast Du schön formuliert und ich kann Dir nur zustimmen. Man wird überflutet von dem Thema Japan. Aber man muss ich auch mal zurückziehen können und sich auch wieder an schönen Dingen erfreuen. Es ist wirklich ein Schutz der Seele. Ansonsten halte ich es wie Du, mit den Kommentaren, sie müssen von mir erst freigeschaltet werden.
    LG Lydia♥♥♥
    PS: Ich freue mich, das Du meinen Blog gefunden hast und auch eine Leserin geworden bist. Herzlich willkommen!

    AntwortenLöschen
  2. Danke meine Liebe,

    du sprichst all das aus, war ich denke. Ich hatte auch vorgestern einen angreifenden Kommentar auf meinem Blog. Ich lasse mir meine Freude und Trauer auch nicht aufzwingen und es wäre geheuchelt, wenn ich sagen würde, dass ich keine Freude mehr empfinde.
    Die Freude gehört ebenso dazu wie die Trauer und alles hat seine Zeit.

    Auch ich habe eine Tochter (15) und ein Sternkind, wie du es so nett ausdrückst, und ich muss nach vorne schauen und Hoffnung und Freude verbreiten. Klar reden wir darüber, aber in Maßen, sonst wird mein Kind ängstlich, depressiv und hoffnngslos.

    Wem wäre damit geholfen?

    Du hast in allem Recht was du schreibst.

    Viele Grüße, Claudia

    AntwortenLöschen
  3. Ich schicke Dir einmal ganz liebe Grüße!

    Ich weiß, wie schwer es ist, seinen Kindern diese Katastrophe zu erklären. Und dabei sind meine schon älter. Im Moment ist es auch wichtig den Kindern einfach die Gewissheit zu geben, daß sie hier bei uns sicher sind. Auch wenn in Japan alles ganz schlimm ist oder in Libyen Menschen getötet werden.

    Ich habe mich ganz klar dagegen entschieden auf meinem Blog das Thema Japan zu bringen. Eben weil es einem von überall entgegen kommt. Dies heißt nicht, daß es mich nicht interessiert oder erschüttert!

    Ich könnte noch so viel dazu schreiben, aber meine Meinung eckt an und ich bin deswegen schon bös angegangen worden ;-)

    Liebe Grüße
    Elena

    AntwortenLöschen
  4. Du sprichst mir aus der Seele... und mehr kann ich dazu nicht sagen!
    Alles Liebe, Anke

    AntwortenLöschen
  5. Ich denke es sollte jedem selber überlassen werden, ob er über das Thema Japan oder andere Kathastrophen schreibt oder blogt. Jeder geht anders mit Verlusten oder negativen Sachen um und bevor sich jemand daran zerstört, soll er lieber schweigen oder es so mit sich ausmachen, wie er es kann.
    Zur Zeit hat man ja das Gefühl, die ganze Welt besteht nur aus Kathastrophen und Kriegen oder ähnlichem.
    Ich ecke auch ständig und überall an, weil ich sage was ich denke oder meine. Meine Blogkommentare werden automatisch freigeschaltet, bekomme ja kaum welche, grins...

    AntwortenLöschen
  6. Ja, ich empfinde es auch als wohltuend ohne diese Katastrophennachrichten in andere Blogs zu verweilen, dafür bin ich sehr dankbar.
    Genauso aber, ist es wichtig, mich über dieses Thema austauschen zu können.
    Cattenom ist mein Nachbar. Als Mutter ist es mir unmöglich die Ruhe zu bewahren, so sehr ich es mir auch wünsche… es tut mir gut zu erfahren, dass andere diese Zukunftsangst mit mir teilen.
    Liebe Grüße

    AntwortenLöschen
  7. Ja, du hast mal wieder recht!
    LG Katja, die im Moment so gar keine Lust zum bloggen hat und lieber draußen mit dem Kind rumläuft und somit dem Thema Japan stundenweise entflieht.

    AntwortenLöschen
  8. Ja ich verstehe das gut, ich kann es auch einfach nicht mehr hören. Nicht weil mir die Leute nicht leid tun, sondern weil mich diese Panikmache in den Medien tierisch ankotzt. Gerade als angehende Strahlenbiologin kann ich nur sagen: "so what?" Was bis jetzt an Strahlung ausgetreten ist, ist nichts. Deswegen blogge ich auch nicht darüber.

    AntwortenLöschen
  9. Zum Glück gehörst du zu den Menschen, die es schaffen sich trotz genauem Hinsehen Oasen zu schaffen und bei allem Elend und allem Schmerz weiterzuleben. Und das mit einer Freude und mit vollen Händen, das es einfach nur gut tut ein Stück an deinem Leben und deinen Gedanken teilhaben zu dürfen.
    "Authentizität" - auch eins meiner Liebelingswörter und damit auch irgendwie mein Lebensmotto!
    Bitte weitermachen! Und ich bin davon überzeugt, dass du als Erklärerin beste Arbeit leistest!

    AntwortenLöschen
  10. Deine Posts mag ich so gerne. Du weisst so vie, schreibst so gut!
    Ja, lass Dich nicht ärgern. Diese blöden Kommentare, die immer mehr auftauchen, sollten wir alle ignorieren.
    Ich kauf mir ja auch nicht die B...-Zeitung, weil ich sie einfach nicht lesen mag. Warum wird dann in Blogs geschaut und dann bös gemeckert? Versteh ich nicht!
    Ja, wie sagen wir es unseren Kindern? Sagen und erklären muss man es. Denn sonst hören sie woanders mit, und das ist noch schlimmer, nicht lenkbar für uns. Wir reden hier viel und oft über die Schreckensnachrichten. Ich wünsche mir, dass ich so keine Ängste aufkommen lassen. Susanne hat sie eh schon. "Kann sich ein Kampfflugzeug verfliegen und hier eine Bombe verlieren?)
    Robert will heute Isar 1 anschauen, und nachsehen ob wirklich kein Rauch mehr aufsteigt. "Weil vielleicht lügen alle". Was da schon in den Köpfen ist....
    Und deshalb wünsch ich Euch einen schönen Sonntag und ich werde mit meinen Kindern einfach einen schönen Spaziergang in der Sonne machen. Mit anderen Themen, jawohl!
    Liebe Grüsse
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  11. danke, DANKE und nochmals danke. für dein kommentar grad eben, das ich verschlungen habe. es ist unglaublich, wie du die dinge erfühlst und auf den punkt bringst. das, genau DAS ist eine unglaubliche beREICHerung und ich möcht mich von herzen dafür bedanken.

    dein beitrag hat mich grad auch sehr aufgewühlt. wie erklärt man das unerklärliche.
    ich erkläre meinen jungs auch viel. manchmal frag ich mich, ob ich ihnen nicht vielleicht zu viel umhänge damit. klar - ich mach das schon kindgerecht, mit ihren worten und weiß, was ich ihnen zumuten kann, aber trotzdem. ja, ich hab`s vor kurzem auch geschrieben: es ist oft soooo schwer, mutter zu sein. eltern zu sein. vorbild zu sein.
    aber da hat mir jemand ganz kluges gesagt: du machst das schon gut und richtig.

    ich gebe das jetzt einmal weiter, an dich, meine liebe....


    :O)

    DANKE!


    Nora

    AntwortenLöschen

Hallo und schön, dass Du hier vorbeischaust und mir antworten willst. Ich freue mich über Dein Interesse an meinem Blog. Bitte halte Dich, wenn Du hier kommentierst, an die allgemein gültigen Regeln für den höflichen und fairen Umgang miteinander. Behandle jeden so, wie Du selbst behandelt werden möchtest. Danke.
Und nun schreib los!

Disclaimer

Ich erkläre hiermit, dass ich mich ausdrücklich von allen Inhalten der von mir verlinkten Seiten in meinem Blog distanziere und mir deren Inhalt nicht zu Eigen mache.
Alle Bilder und Texte dieses Blogs sind mein persönliches und geistiges Eigentum und dürfen nicht kopiert oder veröffentlicht werden.
Sie unterliegen dem Copyright und dürfen nicht ohne meine Erlaubnis in irgendeiner Form weiterverwendet werden.