Montag, 14. März 2011

heute Abend, 18:00 Uhr

Ich mahne zum Atomausstieg, weil Radioaktivität nicht mit Seife zu entfernen ist!  
Heute Abend um 18:00 Uhr fand in ganz vielen Orten Deutschlands eine friedliche Mahnwache gegen Atomkraft statt.

Japan ist zwar weit weg, aber global betrachtet sind 9000km keine große Entfernung.
Und weil jeder erstmal auch vor seiner eigenen Tür kehren sollte, richte ich mein Augenmerk auch auf die Probleme in meiner Umgebung.
Im Umkreis von 150km um meinen Wohnort stehen 4 Atomkraftwerke, die alle durchweg älteren Baujahres sind. Eines wird zurückgebaut, zwei andere sind vom Netz genommen, weil sie ausgesprochene Pannenreaktoren waren. Der vierte soll noch bis mindestens 2018 am Netz bleiben.

Und damit unsere Regierung bei ihren nun wiederaufgenommenen Beratungen zur Aussetzung der Laufzeitverlängerung auch weiß, was Volkes Wille ist, bin ich heute abend mit meinen Jungs zur Mahnwache im Nachbarort gefahren. Friedlich, demokratisch und entschlossen, denn wir sind das Volk und lassen nicht über unsere Köpfe hinweg entscheiden.

Wir waren wohl 150 bis 180 Teilnehmer und die Stimmung war gut. Erst gegen 19:00 Uhr zerstreute sich die Menschenmenge, weil das milde Wetter zu einem kurzen anschließenden Plausch einlud.

Meinem Vierjährigen habe ich erklärt, was wir dort machen und warum wir es tun. Und dass es gut und richtig ist, für seine Meinung auf friedliche Weise einzustehen. Als er sich dann noch eine Fahne ausborgen durfte, war er ganz glücklich:
Sein hübsches Gesicht zeige ich nicht - falls er doch noch eines Tages ausgerechnet Kraftwerksingenieur werden möchte!

Anschließend waren wir noch gemeinsam mit einem lieben Freund bei unserem Lieblingsitaliener zum Abendessen. Die Jungs waren gut drauf und futterten begeistert leckere Pasta, während wir Erwachsenen uns unterhielten.
Es hätte ein schöner Abend werden können...bis sich dann der Kleine in meine hohle Hand übergab, weil er sich verschluckt hatte. 
Anschließend purzelte er beim Herumjuxen von der Bank und stieß sich den Kopf, was mit Geschrei und Tränen quittiert wurde.
Natürlich ließ sich der Große dann nicht lange bitten und steuerte auch noch seinen Teil dazu bei, den Abend unvergesslich zu machen: Er hatte sich an den Penne überfressen und spie dann alles voll: Teller, Tisch, Fußboden, meinen hilfsbereiten Bekannten und mich. Anschließend bedurften wir alle, einschließlich des Restaurants, einer Komplettrenovierung.

Gemeinsam haben wir dann alle Personen- und Sachschäden beseitigt, alles gründlich dekontaminiert und gesäubert. Mein Bekannter ist genau die Sorte Mensch, die man bei so einer megapeinlichen Situation an seiner Seite haben möchte. Beherzt, pragmatisch und zupackend. Und mit der richtigen Prise Galgenhumor ausgestattet.

Ich habe noch nie so schnell eine Rechnung im Restaurant präsentiert bekommen. Aber da wir alle etwas angesäuert rochen, war es ohnehin klar, dass der Abend kurzfristig beendet war.

Geradezu klassisch war der Kommentar meines Vierjährigen zur aktuellen Lage an der Spuckfront:
"Das war aber mal ein Volltreffer!"
Und dabei darf man dann nicht in hysterische Lachanfälle ausbrechen, obwohl es mir sehr schwerfiel.

Mal sehen, ob wir angesichts des fürstlichen Trinkgeldes wieder dort zum Essen kommen dürfen...so ca. in 10 Jahren wird sicherlich Gras über diese Geschichte gewachsen sein. Und ich glaube, wir dürfen auch früher wiederkehren, weil die Betreiber sehr kinderfreundlich eingestellt sind und uns unseren heutigen Auftritt bestimmt verzeihen.

Vomitare ist übrigens das italienische Wort für erbrechen.

Und wenn wir uns das nächste Mal treffen, dann ohne Kinder. Ich möchte mal einen Satz beenden, ohne ihn schon im Galopp Richtung Klo abzuwürgen!

Ich glaube, ich habe herausgefunden, warum es für Singlemamas so schwierig ist, einen tollen Mann kennenzulernen. Wäre das heute ein klassisches Kinder-Kennenlern-Date gewesen, die Jungs hätten doch jeden noch so ernsthaften Bewerber in die Flucht geschlagen! So leidenschaftlich und leidensfähig sind doch die wenigsten Männer, die ich kenne.

Zum Glück habe ich den Mann meine Herzens bereits gefunden und an meiner Seite. Und es sind praktischerweise seine eigenen Kinder, falls es mal wieder zu so einer Katastrophe kommen sollte.

Postpanamamaxi

6 Kommentare:

  1. êinfach nur herrlich...................
    wie immer, dein Erzählstil ist köstlich
    ...
    Lieben gruß
    Zwerg

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  2. Als Außenstehender kann man lachen, aber...

    Uns ist schon einmal fast das Gleiche passiert. Männes Kinder waren zu Besuch und als Kinder vom Land waren sie ganz wild auf Burgen von dem Laden mit dem großen goldenen M. Wir da rein, sie durften natürlich essen was sie wollten (schließlich waren die Kinder nur einmal im Jahr zu Besuch). Als wir gegangen sind, hat der Sohn es gerade noch geschafft, nicht IN den Laden zu speien sondern direkt draußen vor dem Eingang. Wo allerdings auch noch Tische und Stühle standen...

    Manchmal möchte man im Erdboden versinken und muss doch so tapfer sein!

    Übrigens: Wir wohnen auch in der 10km-Zone eines AKW, das ja nun schon länger nach mehreren Störfällen stillgelegt ist. Manchmal stört mich das gar nicht und manchmal schon gewaltig... Ist gerade in den letzten Tagen wieder ein komisches Gefühlt.

    LG
    Dagmar

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  3. Auch wenn der Einstieg ein sehr ernster war und eigentlich auch Tränen in die Augen treibt, so war es dann doch der zweite Teil, der mich weinen lies :-) Mit schmunzelndem Mitgefühl und einfach weil du so schön schreibst. Mitten aus dem Leben eben. Deine kleinen Spuckies scheinen sich gut abzusprechen!
    Bin sehr gespannt wann bei uns das erste Mal sowas passiert und wie der Mann meines Herzens sich dann verhält :-)

    Liebe Grüße,
    Astrid

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  4. schöner Beitrag - so lebensnah....
    hihi...

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  5. Oh je....Solche Situationen habe ich auch schon erlebt.... und schlimmemre... ;-)
    Deine Jungs werden bestimmt keine Kraftwerksingenieure, sie werden die richtigen Werte schon mitbekommen...Was Hänschen lernt...
    Ganz liebe Grüße
    Christine & Joshua

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  6. Oh du Liebe... du Arme...
    Einerseits versüsst du uns hier den Tag mit deinen Anekdoten. Einige können sich an ähnliche Situationen erinnern, so auch ich und Andererseits tust du mir leid. Ja, was eine peinliche Situation! Aber definiv wieder etwas, was dir auch in 20 Jahren noch einfällt... "Weisst du noch, damals beim Italiener...".
    Und dein Bogen zu den Singlemamas kann ich gut nachvollziehen - da ergreift jeder potentielle Bewerber eiligst die Flucht. Liebe Grüße sendet Anke & du koch was schönes zu Hause ;-)

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