Donnerstag, 4. November 2010

Hier stehe ich, ich kann nicht anders...

Ich bin was ich bin, und ich sehe auch keinen Sinn darin, mich dafür zu entschuldigen.
Weil es da nichts zu entschuldigen gibt, da ich das, was ich mache oder sage, nach bestem Wissen und Gewissen tue.
Was würde eine dahingesprochene Entschuldigung an dem ändern, was ich nun mal bin und wie ich nun mal wahrnehme, denke und fühle?

Nichts.
Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, dass ich aufgrund falscher Informationen oder einfach irrtümlich falsch entscheide und handle. Aber ist es nicht so, dass wir alle unsere Handlungen und Entscheidungen immer nur aus dem Wissenshorizont treffen können, der uns zum Augenblick der Entscheidung umgibt?
Und dann gibt es noch den Stolperstein Emotionen, die uns gleichwohl in die richtige Richtung als auch in die Irre führen können.

Doch braucht man dafür eine Entschuldigung, eine förmliche Absolution? Und wer soll sie über einen aussprechen, eine Entschuldigung wirklich annehmen und die Absolution erteilen?

Man ist, was man ist, und in den allermeisten Fällen ist man genau das Produkt jener Gesellschaft, die sich anschließend gerne mal über einen deswegen beschwert! Wieso geht mir gerade der Gedanke "selbst Schuld" durch den Kopf?

Der stille und trübe November lässt mich nachdenken (nicht grübeln) und gibt Raum zur kritischen Selbstbetrachtung. Was hat sich verändert?
Ich.
Und damit auch die Art, wie ich Dinge wahrnehme und darüber denke.
In vielen Dingen ist meine Toleranz tatsächlich gewachsen. Ich habe ein Stück weit dazugelernt, dass es tatsächlich keinen Sinn hat, sich an Dingen aufzureiben, die man nicht verändern kann.

Aber ich stelle auch fest, dass ich die auf diese Weise eingesparte Energie tatsächlich darauf verwende, die veränderlichen Aspekte in meinem Umfeld tatkräftiger zu gestalten als vorher.

Es hat nichts mit Aufgeben und Sichtreibenlassen zu tun, wenn man sich gelegentlich vom Strom der Geschehnisse tragen lässt. Es hat vielmehr etwas mit der Klugheit zu tun, seine Energien für den Moment aufzusparen, wo man mit ihnen tatsächlich etwas verändern kann, anstatt seine Kraft damit zu vergeuden, an Lebensabschnitten gegen eine Strömung zu kämpfen, die man ohnehin nicht überwinden kann.

Sein Schicksal anzunehmen hat keine andere Bedeutung, als es in die Hand zu nehmen und selbst auf die Gestaltung Einfluss zu nehmen.
Es ist ein Unterschied, sich in sein Schicksal zu schicken - oder sich schicken zu lassen.

Und darum ist es manchmal besser, nach Aussprechen einer unpopulären Wahrheit zu gehen, bevor man gegangen wird. Das hat nichts mit Weglaufen zu tun. Man erspart nur dem Gegenüber, der womöglich am längeren Hebel sitzt, die Mühe, einen zu expedieren, indem man selbst den Zeitpunkt wählt. So behält man das Ruder in der Hand, während man sich von der Strömung weitertragen lässt.

Ich bin zu alt geworden, um mich noch bis zur Unkenntlichkeit zu verbiegen, um um jeden Preis anderen zu gefallen.

Und so sage ich in eine ganz bestimmte Richtung "adieu" und bin sicher, dass es die Richtigen erreichen wird. Und sage allen "willkommen", die sich entscheiden, mich weiter zu begleiten auf diesem steinigen, aber umso spannenderen Weg.

Und mache hier weiter. Weil jedes Ende ein neuer Anfang sein kann, wenn wir es zulassen können.
Und weil ich glaube, dass ich hier noch etwas bewirken kann.

Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir, Amen! (dieses Zitat wird der Legende nach Dr. Martin Luther zugeschrieben, jenem querkantigen, unbequemen wahrheitsliebenden und selbstdenkenden Veränderer und nebenbei Begründer des modernen Hochdeutsches)

Postpanamamaxi

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