Freitag, 12. November 2010

Stürmische Carmen

Jetzt tobt sie weiter, die wilde Carmen...welch lieblicher Name für das Sturmtief, das uns seit gestern nachmittag heimsucht.
Es regnet im 45°-Winkel, also hübsch diagonal, und zwischendurch wird es bei einem Schauer dermaßen dunkel, dass man die Lampen anschalten muss. Wohl dem, der jetzt im warmen Haus sitzen darf und sich nicht auf den Straßen oder gar auf See aufhält.
Als Küstenbewohner denkt man wahrscheinlich immer wieder an die Deiche, aber vor allem an die Seeleute da draußen auf dem Meer. Man hofft immer, dass alle rechtzeitig gewarnt werden konnten und dass alles entsprechend vorbereitet ist.


Mein Großer bastelt fleißig an seinem Wunschzettel für Weihnachten. Da das mit dem Malen noch nicht so klappt, dass der Weihnachtsmann das Gekritzel korrekt als "eine Schachtel Lego" oder "ein Metallbaukasten" interpretieren kann, üben wir uns in der Collagentechnik. Alle Spielzeugprospekte, die uns ins Haus flattern, werden also von meinem Dreijährigen gesichtet und dann schneidet er alles aus, was er für wünschenswert hält. Für den Wunschzettel habe ich eine große grüne Pappe gestiftet, auf die dann die sorgfältig ausgeschnittenen Schnipsel aufgeklebt werden. Auch für seinen Bruder gestaltet der Große den Wunschzettel. Wir sitzen gemeinsam am Küchentisch und überlegen, was dem Kleinen gefallen könnte.

Jetzt müssen wir bald anfangen, ein Weihnachtsgedicht zu üben. Eigentlich ist es noch etwas zu früh, ihn mit so etwas zu belangen, aber da der Junge nicht aussieht wie ein Dreijähriger, sondern mit seinen 112cm eher wie ein Fünfjähriger wirkt, wird jeder Kaufhausweihnachtsmann ein Gedicht erwarten und sich wundern, wenn ein so großer Bengel das nicht leisten kann.
Es ist manchmal etwas traurig. Damit mein durchaus pfiffiger Dreijähriger nicht für dumm oder unkooperativ gehalten wird, muss er für Außenstehende Dinge leisten, die weit über seine altersgemäße Leistungsfähigkeit hinausgehen.

Wahrscheinlich muss ich mir ab nächstem Jahr immer anhören, warum er noch nicht seinen Namen schreiben kann und immer noch keine Schleife bindet...und ich kenne das aus eigener Erfahrung. Weil mein Großer den Hochwuchs von mir geerbt hat und ich dieselben Erlebnisse hinter mir habe. Es ist oft schön, wenn man als Kind oder Jugendlicher für älter gehalten wird, als man ist (zumindest bis zum 20. Lebensjahr, danach ist es eher unschön), aber es bedeutet auch, dass man früher mit Verantwortung belastet wird, als man oftmals zu tragen in der Lage ist. Die innere Reife kommt häufig nicht mit dem Längenwachstum der Knochen mit und hinkt hinterher.

Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. (Afrikanisches Sprichwort)

Ich weiß, ich kann meinen Großen nicht davor bewahren, überfordert zu werden. Also versuche ich, eine gesunde Mischung aus Förderung und Behütung zu bieten. So habe ich ihm beigebracht, dass er den Leuten sein wahres Alter sagt, wenn sie von ihm etwas verlangen, was er noch nicht kann (und als Dreijähriger auch nicht können muss). Oftmals ertappe ich mich auch selbst dabei, dass ich ihn recht stark fordere und ermuntere, innerlich zu wachsen und zu lernen. Aber ich hüte mich tunlichst davor, ihn zu überfordern. Er soll ein glückliches Kind sein dürfen und seinem individuellen Lerntempo folgen dürfen.

Und darum gibts auch nicht mehr als einen Vierzeiler als Weihnachtsgedicht, das reicht für einen Dreijährigen vollkommen!

Viele stürmische Novembergrüße
Postpanamamaxi

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