Dienstag, 2. November 2010

Novemberblues? Gar keine Zeit dafür!

Nein, für den typischen Novemberblues fehlt mir momentan die Zeit.
Ich habe auch gar keine Lust auf diese allgemeine Lähmung, die einen im November so gern anfällt.

Der Oktober, der uns noch einige goldene und milde Tage bescherte, ist endgültig vorbei, und die bunten Blätter, die Oktoberspaziergänge so schön machten, liegen nass und modrig auf den Gehwegen.

Wind und Regen kommt auf und treibt die Menschen und Tiere ins Haus, und zweimal war der Rasen schon weiß überfroren, als ich frühmorgens aus dem Fenster blickte.

Am Schlimmsten finde ich im November die Tatsache, dass durch die Umstellung auf Winterzeit abends um 17 Uhr alles dunkel ist und uns klarmacht, dass nun die 3 dunkelsten Monate des Jahres vor uns liegen. Und der Dezember ist noch so weit weg mit seinem Glanz!

Zum Glück gibt es unseren Kaminofen, der dank des von meinem Bruder geschlagenen Holzes eine wohlige Wärme und gemütliches Licht verbreitet. Obendrauf steht jetzt immer häufiger meine Teekanne, gefüllt mit leckerem Tee. Bald gibt es auch wieder leckere Orangen und Clementinen. Natürlich gibt es die schon viel früher, aber noch genießen wir die Traubenzeit. Wir teilen uns diese kleinen Freuden ein, damit der trübe November von kleinen, jährlich wiederkehrenden und ersehnten Freuden erhellt wird.

Dinge, die ich am November mag:
- wenn der heiße Tee wieder gut schmeckt
- die langen Abende mit Familie und lieben Freunden. November ist Visitenzeit.
- warme Wollsocken, von lieben Menschen für meine Familie gestrickt (ich kanns einfach nicht)
- die ersten Clementinen und der herrliche Duft, den sie verströmen
- der Raum, den dieser Monat den Abschieden und Neuanfängen so selbstverständlich einräumt, wie es auch für andere Monate wünschenswert wäre. In unserer Gesellschaft wird dem Neubeginn soviel Aufmerksamkeit gewidmet, dass für anständige Abschiede und Abschlüsse kaum noch Zeit und Raum verbleibt.

Der November kommt mir immer wie ein sehr kurzer Monat vor. Das liegt daran, dass der 1. Advent oftmals schon Ende November ist und die Vorbereitungen dafür die Woche nach dem Ewigkeitssonntag in Anspruch nehmen. So "endet" dieser Monat der Trauer und des Innehaltens eigentlich schon am 21. November, denn am 28. November dürfen wir schon den Beginn des neuen Kirchenjahres mit dem ersten Advent feiern.

Ein Ende dieser Zeit der Stille und der Stürme, des Nebels und des Nieselregens ist also abzusehen. Die Gedenktage sind ein leises "memento mori", bevor wir uns wieder in den Alltag mit seinen Anforderungen stürzen.

Mein Monat wird so aussehen, dass ich 2 Bascettakurse geben werde, zu denen sich hoffentlich viele Leute gesellen mögen. Meine Weihnachtsseifen sind bereits gesiedet. Weil Seifen gründlich reifen müssen, bevor man sie verwendet, habe ich meine allererste Weihnachtsseife 2010 schon Ende August gemacht. Am 22. Oktober war ich offiziell fertig mit meinen Weihnachtsseifen.

Dann sind da noch die Stollen, die ich backen möchte. Da diese 3 Wochen liegen und reifen sollten, bevor man sie genießt, muss ich spätestens zur Monatsmitte damit beginnen.
Die Keksschlacht mit den Kindern spare ich mir für den Dezember auf, genau wie die Fertigung weiterer Küchengeschenke wie selbstgemachte Konfitüren und Gelees und hausgemachtem Senf.


In der letzten Novemberwoche schmücken wir dann langsam das Haus für die Adventszeit. Jeden Tag kommt ein bisschen mehr Deko dazu. Ich mag es, wenn es ganz langsam beginnt und die Traurigkeit des Novembers ganz sinnig der Vorfreude des Advents weicht.
Am Samstag vor dem 1. Advent wird dann wieder Mutters Küche verwüstet, indem wir dort unser traditionelles Gesteckebasteln veranstalten. Und anschließend muss ich mich sputen, die Adventskalender für den Einjährigen und den Dreijährigen zu basteln und zu befüllen. Wobei ich festgestellt habe, dass es sehr schwierig ist, etwas für ein 16 Monate altes Kind zu finden, das man in die Beutelchen packen kann.

Außerdem gibt es noch meinen privaten Bastel-Mama-Kaffee-Klub, der sich irgendwie quasi nebenbei aus einem Laternenbasteltreffen etabliert hat. Offenbar besteht einfach großer Bedarf nach so etwas. Im Moment basteln wir Sterne - Bascettasterne und auch Fröbelsterne. Es ist beinahe meditativ, mit dem schönen Papier zu werkeln, sobald die Handgriffe und Abläufe erstmal sicher erlernt sind. Und das Ergebnis erfüllt uns mit Stolz auf unser Erfolgserlebnis.

Warum werden Erfolgserlebnisse scheinbar so rar, sobald man aus dem Berufsleben in die Elternzeit geht?
Man fragt sich, ob man womöglich undankbar ist, weil es einem irgendwie nicht ausreicht, seine Kinder zu versorgen und den Haushalt zu erledigen. Man macht tagtäglich die gleichen Aufgaben, liebt seine Kinder mit Inbrunst und versucht, neben der guten Mutter auch noch eine gute Partnerin und eine interessante Frau zu bleiben - und tritt manchmal auf der Stelle. Das sind die Momente, wo man das viele Gute in seinem Leben nicht recht zu würdigen weiß, weil die Unzufriedenheit einem den Blick verstellt. Oder weil man meint, dass der Kummer über die unerfüllten Wünsche und Träume die Freude über das, was man bekommen und draus gemacht hat, überdeckt.

Manchmal hat man einen schiefen, verzerrten Blickwinkel. Dann ist es gut, zu erkennen, dass es anderen Leuten ähnlich ergeht und wenn man sich gegenseitig hilft, den Horizont wieder geradezurücken.

Wir basteln in unserem Klub nicht nur Laternen und Sterne, wir basteln uns auch eine neue Lebensperspektive und arbeiten an einer neuen Sinndefinition. Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, ein ganz besonderes Netzwerk hier auf dem Land aufzubauen.

Viele Grüße
Postpanamamaxi

PS: Zum Bloggen bin ich durch das Buch dieser Bloggerin gekommen: "Stadt, Land - Schluss"
Manchmal habe ich mich gefragt, was eine eigentlich sehr intelligente und durchaus dezidierte Frau erwogen haben mag, so bekloppt zu sein, nur ihrem Mann zuliebe hochschwanger in die schafbesiedelte Einsamkeit Northumberlands zu ziehen und dort über ein Jahr in einer Großbaustelle zu hausen. Man muss das Buch lesen, um sie zu verstehen.

http://www.wifeinthenorth.com/

1 Kommentar:

  1. Hallo Ilke!
    Nun musste ich mir erstmal einen Tee kochen und Kerzen anmachen. Du hast recht, der November ist schoen. Viele Gruesse in den Norden!
    Rachel

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