Sonntag, 6. November 2011

Milchseifenworkshop - ein Rückblick auf einen tollen Nachmittag!

Gestern fand der Milchseifenworkshop in der FBS statt.
Wir waren unerwarteterweise nur zu fünft, eine Teilnehmerin war leider kurzfristig erkrankt (gute Besserung, meine Liebe!).

5 unterschiedliche Milchprodukte, 3 unterschiedliche Verarbeitungstechniken, 1 Grundrezept.

Es ist mir immer wichtig, in meinen Kursen Rohstoffe zu verwenden, die man mit einem Supermarkt- und Apothekenbesuch vor Ort beschaffen kann.

Um eine gute Seife zu sieden, muss man nicht gleich mit teuren und schwer zu beschaffenden Fetten wie Babassu oder Kakaobutter hantieren. Das klassische Grundrezept aus Supermarktzutaten, verbessert durch großzügige Mandelölzugabe, etwas Bienenwachs und Rizinusöl, ergibt bei entsprechender Reifezeit und guter Verarbeitung ein sehr schön pflegendes Seifenprodukt, das den Vergleich nicht scheuen muss.

Und ich kann nur dazu ermuntern, mal bei den Milchprodukten im Supermarkt oder auch im Bioladen oder Reformhaus zu stöbern. Man entdeckt dort ganz unerwartete Schätze wie Hafermilch, Sojamilch, bulgarischen Schafmilchjoghurt und gefriergetrocknetes Milchpulver (letzteres meistens bei der Kondensmilch und beim Kaffeeweißer im Regal). Sogar getrocknetes Kokosmilchpulver habe ich schon im normalen Supermarkt entdeckt, und die flüssige Kokosmilch aus der Dose ist mittlerweile sogar beim Discounter als Aktionsware erhältlich.

Cool Technique:
Anne L. Watson hat in ihrem Buch "Milk Soap Making" den Fachterminus "Cool Technique" geprägt.
Er bezieht sich auf die Verarbeitungstemperatur des Milchprodukts und bedeutet nichts anderes, als dass die Lauge in gefrorener Milch oder Milchprodukten angerührt wird.
Logischerweise funktioniert das also nur bei Milchprodukten, die bei Zimmertemperatur eine gewisse Fließfähigkeit aufweisen.

Hierbei ist zu beachten, dass man die Laugenperlen löffelweise zu dem gefrorenen Milchprodukt gibt. Die Laugenperlen lösen sich auf, bringen weiteres Eis zum Schmelzen und die Mischung ist bereit für den nächsten Löffel voll Laugenperlen. Dies wird so langsam fortgeführt, bis alle Laugenperlen aufgelöst sind und alles aufgetaut ist.
Wenn man genügend Geduld aufbringt, wird man mit einer Milch-Laugen-Mischung belohnt, die immer noch Kühlschranktemperatur hat und die Farbe von hellem Vanilleeis aufweist.

Vorteil: Je heller und kühler diese Milch-Laugen-Mischung, desto größer ist die Chance auf eine möglichst helle Seife.

Wichtig für alle, die jetzt auch mal eine Milchseife rühren wollen:
Je kälter man die Rohstoffe verarbeitet, desto heller wird das fertige Produkt.
Außerdem beugt ein kalter Seifenleim auch einer Gelphase vor.
Die Verwendung von Einzelformen oder flachen Trayformen hilft außerdem, eine Gelphase zu vermeiden, ebenso wie der Verzicht auf eine Isolierung der Formen.
Und auf die Gelphase verzichtet man bei Milchseifen besser, weil sie sonst dazu führen kann, dass die Seife sich bräunlich verfärbt.


Wir haben gestern drei unterschiedliche Milchsorten mit dieser Technik hergestellt:

Milchseife aus gefrorener Hafermilch (mit Beeswax von Behawe)
Milchseife aus gefrorener Ziegenmilch (mit Ringelblumenölauszug und Marzipanduft von SP)
Milchseife aus gefrorenem Joghurt-Wasser-Mix (mit Tangy Citrus von SP)


Aber es gibt natürlich noch weitere Möglichkeiten, Milchprodukte in die Seife zu bringen.

Warm Technique:
Man rührt die Lauge mit destilliertem Wasser an und gibt das Milchprodukt nach dem allerersten Andicken des Seifenleims hinzu.

Kommt das Milchprodukt in Form von Pulver hinzu, kann man von der üblichen mittleren Flüssigkeitsmenge ausgehen.
Verwendet man ein flüssiges Milchprodukt, ist es ratsam, die Wassermenge zum Anrühren der Lauge vorher zu verringern.

Weil wir in diesem Kurs eine Seife mit Vollmilchpulver rühren wollten, wurde also die mittlere Flüssigkeitsmenge an destilliertem Wasser verwendet und anschließend reichlich Milchpulver verwendet.

Und da bietet sich ein Vorteil: Man kann auf diese Weise natürlich auch mehr Gutes aus Milch in der Seife unterbringen als durch Verwendung von flüssiger Milch, indem man einfach mehr Pulver dazugibt, als man für die Flüssigkeitsmenge als Trinkmilch dosieren würde.

Diese Vollmilch-Milchpulver-Seife wurde mit Cranberry-Orange von SP beduftet.

Oven Hot Process:
Als dritte Technik haben wir dann eine klassische OHP angerührt, allerdings mit einer reduzierten Flüssigkeitsmenge. Dieser Seifenleim wurde dann in einem Wasserbad erwärmt und wir konnten alle beobachten, wie die Gelphase von außen nach innen vorgedrungen ist (bei einer CP beginnt die Gelphase ja immer von der Mitte ausgehend und wandert nach außen).

Das Milchprodukt wurde bei dieser Seife dann in Form eines kräftigen Schusses Vollmilch zugegeben, nachdem der Küsschentest uns bestätigt hatte, dass die Verseifung abgeschlossen war. Noch schöner wäre natürlich etwas Schmand, Creme Fraiche oder Mascarpone gewesen, weil diese Produkte die Fließfähigkeit des Seifenleims nochmal extra erhöhen.

Der Vorteil einer OHP liegt bei Milchseifen gerade darin, dass das Milchprodukt erst dann hinzugefügt wird, wenn die Verseifung bereits abgeschlossen ist. Somit umgeht man das Risiko der unerwünschten Bräunung der Seife, denn eine Gelphase findet ja nicht statt.

Der zweite Vorteil einer OHP liegt darin, dass man auch kapriziöse und zu wildem Andicken neigende Düfte verarbeiten kann, ohne böse Überraschungen wie Blitzbeton in der Rührschüssel befürchten zu müssen.
Aus diesem Grund haben wir also auch den Duft "Rose-Neroli" von SP völlig entspannt verarbeiten können.


Im Uhrzeigersinn:
2x "Ringelziege-Marzipan" in Cool Technique, "Vollmilchpulver-Cranberry-Orange" in Warm Technique, OHP mit Vollmilch und Rose-Neroli, Hafermilchseife mit Beeswaxduft in Cool Technique und Joghurtseife mit Tangy Citrus-Duft.
Das Foto wurde am Tag nach dem Kurs aufgenommen, die Seifen werden also nicht nachdunkeln.

Und das Beste: Keine der Seifen böckelt, mieft oder zeigt sonstige unerwünschte Eigenschaften, die manchmal Milchseifen zu Eigen ist!

Ich bin sehr stolz auf meine Kursteilnehmerinnen, sie haben wunderbar und sorgfältig zusammengearbeitet und es war wieder einmal ein ausgesprochen harmonischer und fröhlicher Kurs.

Es macht Spaß mit Euch, meine Lieben, und nächstes Jahr machen wir wieder tolle Workshops mit viel Selbermachen und tollen Techniken.
Ich will Euch beibringen, eine Whipped herzustellen, damit Ihr Seifentorten und Seifenmuffins herstellen könnt. Und Einlegerseifen sind auch so ein Thema, das ich Euch zeigen möchte.

Bei dieser Gelegenheit noch ein Hinweis in eigener Sache:
Wir planen mit der FBS Heide einen kleinen
Abendworkshop für Shea-Mousse und Body-Butter 
und damit er auch sicher zustandekommt, brauchen wir noch weitere Teilnehmerinnen.

Bringt doch einfach Eure Freundin (und ein paar leere ausgewaschene Cremedosen) mit, es wird bestimmt wieder ein lehrreicher und lustiger Abend!


Viele Grüße,
Postpanamamaxi

4 Kommentare:

  1. Ich hätte für meine ersten Versuche auch gern so einen tollen Kurs gehabt statt immer allein zu wurschteln oder das I-net zu bemühen. Das NSF streikte zu der Zeit auch gerade mal.Eine gute Idee leicht zu erwerbende Fette zu verarbeiten, die Wirkung der Luxusfette in Seifen wird auch überschäzt, eine ausreichende Lagerung ist für mich jedenfalls viel wichtiger.
    Schön das du den Kurs nicht ausfallen lassen musstest aber höre auf deinen Körper, manchmal bleibt ihm nichts anderes übrig , als ein stärkeres Signal zu geben, damit man mehr auf sich achtet. Ich hoffe, es geht dir bald besser.
    GLG
    Andrea

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  2. Danke für die guten Tipps. Ich habe noch nie eine Milchseife gemacht, vielleicht sollte ich mich auch einmal trauen.
    Viele Grüße
    Petra

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  3. wuau, ich wuerde sooo gern mit machen! tja, leider wohne ich nicht gerade um die Ecke...

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  4. Wie schön, wenn so ein Tag wieder erfolgreich verlaufen ist, nicht wahr?
    Ich versiede sehr oft Ziegenmilch und gebe das NaOH wie oben beschrieben, auf die Eiswürfel. Wenn man genügend Geduld hat, klappt das wunderbar.
    Dir weiterhin viel Spaß bei deinen Kursen.
    LG Heidi

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