Mittwoch, 26. Januar 2011

Sicherheitsdatenblätter, der vierte Anlauf

Ich habe es getan.
Ich habe zum vierten Mal die Sicherheitsdatenblätter und Analysezertifikate für meine Seifenzutaten angefordert.
Es will sich meinem begrenzten Verstand einfach nicht erschließen, warum ein Shop einerseits in der Lage ist, binnen eines Tages zu liefern, warum es aber nicht gelingt, die entsprechenden Unterlagen nach einer Anforderung bereitzustellen. Oder nach zwei Anforderungen, oder nach dreien...vielleicht klappt es jetzt nach der vierten schriftlichen Anforderung.

Spaß macht das nicht mehr. Es nervt.

Alternativ könnte ich bei einem Versand kaufen, wo die Düfte nicht in Wirkung und Verhalten beschrieben werden und wo man nur gegen Vorlage eines Gewerbescheines die entsprechenden Informationen bekommt - etwas, was mich sehr stört.

Ich finde es ungerecht, wenn Private schlechter behandelt werden als Gewerbliche.

Und es treibt mich, auch vor dem Hintergrund, dass ich auf bestimmte Duftbestandteile allergisch reagiere, zu den Händlern, die die entsprechenden Daten für alle Nutzer zum unkomplizierten Download anbieten, weil ich dort direkt und vor dem Kauf sehen kann, ob ich den Artikel vertrage oder nicht.

Und die Lieferung aus UK dauert nicht mal 2 Wochen, dann habe ich alles beisammen: Duft und MSDS. Wenn ich gesiedet habe, kann ich sofort alles in meine Chargenverwaltung eintragen und abheften.
Und ich kaufe nie wieder versehentlich einen Duft mit Zimtaldehyd und bekomme davon erstickungsähnliche Hustenkrämpfe, eine Erfahrung, auf die ich zukünftig gern verzichten möchte.

Was nützt mir eine schnelle Lieferung eines Duftes, wenn ich dann wochenlang hinter den Papieren hinterhermailen muss?
Ich weiß, Verwaltung und Papierkram sind bei mir Dinge, die ich sofort erledigen muss, weil ich es hasse, zwangsweise über Wochen hinweg Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Außerdem macht es bei einer Prüfung keinen guten Eindruck, wenn ich meine Papiere nicht aktuell und vollständig habe.

Doch es gibt auch gute Nachrichten:
Das Telefonat mit meinem Prüfer war überwiegend positiv, er möchte nur gern einmal bei einem Siedevorgang dabeisein und sich dabei die Küche und meinen Papierkram ansehen. Das wird zu bewerkstelligen sein.

Was er von meinen Produktionsumständen und Vorgehensweisen erwartet, deckt sich weitestgehend mit dem, was ich ohnehin schon seit einem Jahr praktiziere. Das gibt mir das ermutigende Gefühl, dass nur noch überwindbare Hindernisse vor mir liegen.

Und der Kühlschrank, der mir bislang noch bei der Einrichtung der Siedeküche fehlte, ist mir heute quasi "in den Schoß gefallen". Damit ist wieder ein großer Kostenfaktor erledigt.

Jetzt kommt noch das Thema Sicherheitsbewertung und Rahmenrezeptur auf mich zu, außerdem die Gewerbeanmeldung. Aber auch da sind erste Kontakte geknüpft und ich bin ganz zuversichtlich, dieses Thema in den nächsten Wochen geregelt zu bekommen.

Übrigens war mein Prüfer sehr glücklich, von mir zu hören, dass ich keine technischen Fette in meinen Seifen verklappe...das wäre sonst ja auch noch ein hübscher illegaler Weg gewesen, Dioxin billig zu entsorgen. Aber dafür reichen meine Produktionsmengen auch gar nicht aus, um sich daran zu bereichern und später vor der Strafverfolgung ins Ausland abzusetzen.

Mal davon abgesehen, dass ich es für eine Riesengemeinheit halte, solchen Dreck in die Nahrungskette einzubringen und wissentlich in Kauf zu nehmen, dass Menschen und Tiere unter solchen Profitmaximierungsmaßnahmen leiden müssen.

Diese Seife kennen aufmerksame Leser aus dem NSF bereits aus der Seifengalerie. Ich habe sie im August gesiedet, Chargennummer 20100809-1, 11% ÜF und mit üppig Jojoba, Mandel- und Reiskeimöl.

Aber ich fand, meine Green Tea extragiftig passt gerade so schön in den Kontext!

Viele Grüße
Postpanamamaxi

6 Kommentare:

  1. Puh. Schon beim Lesen kann ich deinen Unmut nachvollziehen. Bin ja bereits gewerblich in einem anderen Berufszweig, wo ich jedoch auch auf Sicherheitsdatenblätter angewiesen bin. Und auch mir wird es nich immer leicht gemacht, die angeforderten Informationen auch zu bekommen. Das macht wirklich eine Menge Frust.
    Also "Kopf hoch", es kann nur besser werden!
    Lieben Grüße, Christin

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  2. Wenn ich das alles so lese, dann frage ich mich wirklich, ob ich den Schritt jemals gehen sollte *lach*

    Ich saß bereits zwei Tage am Telefon und hab noch nicht einmal die zuständigen Sachverständigen rausgefunden. Bin wohl die erste hier, die so ne Schnapsidee mit Seife sieden hat ;-) Auf jeden Fall haben die Ämter hier keine Ahnung was ich nu will.

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  3. was für ein netter Mittwoch morgen.Dein Geschreibsel hat mich jetzt richtig munter gemacht. Ist schon ärgerlich mit den Datenblättern und bei der Händlerin, die mir das nur mit Gewerbeschein rausrückt, da kaufe ich einfach nichts mehr ein, Punt! Gibt jede Menge andere Händler!
    Klasse Themenseife.
    Wünsch Dir einen schönen Tag

    liebe Grüße
    Dörte

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  4. Die giftgrüne Seife kannst du bestimmt besonders gut zum nachsten Castor-Transport durchs Wendland loswerden! Wobei sie dann in giftgelb noch ein bischen besser kommen würde. Wenns nicht so traurig wäre, wäre es wirklich eine gute Marktlücke!
    Ja, die lieben Behörden... Aber du wärst ja nicht du, wenn du dich davon beeindrucken lassen würdest!

    Liebe Grüße,
    Astrid

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  5. Den Bürokratenmarathon kenn ich nur zu gut. Gute Nerven und jede menge Ausdauer sind von Vorteil.(hab schon 2 Gewerbescheine auf anderen Gebieten und schon jede Menge mitgemacht)In D ist der Gewerbeschein für`s Seifensieden ja noch halbwegs erreichber, bei uns in Ö braucht man dazu noch einen Hochschulabschluß in Biologie, Chemie oder Pharmazie - aber jeder XXX (entschuldige den Ausdruck, hab´ihn schon gelöscht) kann eine Würstlbude eröffnen.

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  6. würd mir da eine für tom wünschen du liebes du ...

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