Dienstag, 22. Februar 2011

Gottseidank und das Floriansprinzip

Gottseidank, meine Nichte, die zur Zeit in Neuseeland als Au Pair lebt, hat das Erdbeben heil überstanden, zumindest körperlich. Wie sie seelisch mit dem Schrecken dieses Tages zurechtkommen wird, muss die Zeit zeigen, denn auch Mitglieder ihrer Gastfamilie galten zeitweilig als vermisst und verschüttet - aber alle sind gerettet.

Sie lebt auf der Südinsel, rund 50km südlich von Blenheim und 250km nördlich von Christchurch.
Bei einem Erdbeben dieser Stärke ist das nicht wirklich weit entfernt, für Geologen ist diese Strecke ein Katzensprung.

Das Erdbeben war mit 6,3 vom reinen Zahlenwert betrachtet schwächer als das vom letzten September, das 7,1 hatte. Wir Menschen neigen dazu, Dinge zu relativieren, und häufig gerade auf die falsche Art und Weise.
Trotzdem war dieses Beben schlimmer in den Auswirkungen als das letzte, weil viele Gebäudeschäden noch nicht wieder komplett behoben waren. Außerdem macht es einen gewaltigen Unterschied, wie weit eine Stadt vom Epizentrum des Bebens entfernt ist - und in welcher Tiefe das Epizentrum lag.
Und dieses Mal war das Epizentrum deutlich näher an der Stadt als im letzten September.

Und noch ein Faktor bestimmt die Schwere eines Erdbebens: Die Tageszeit und die Besiedlungsdichte. Im September bebte es frühmorgens, als viele Büros und Geschäfte noch geschlossen waren. Dieses Mal geschah es zur Mittagszeit, wenn die Stadt am belebtesten ist.

Christchurch sieht aus wie eine zerbombte Stadt, die Leute auf den Bildern haben weit aufgerissene Augen und sind mit Staub überpudert.
Was können wir hier tun für Neuseeland?
Als Einzelpersonen bleibt nicht viel außer beten übrig. Und das ist so furchtbar wenig. Denn dank des Internets und des Telefons sind wir miteinander verbunden und Neuseeland ist nicht mehr weit weg am anderen Ende der Welt.
Für viele von uns haben die Betroffenen dank der Medien Namen und Gesichter bekommen und sind nicht einfach nur eine Anzahl von anonymen Opfern. Das Unglück ist präsenter als es in den Jahren zuvor überhaupt möglich gewesen wäre.

Vielleicht schickt unsere Regierung ein paar tüchtige Trupps vom THW los, damit die für Wasseraufbereitung und Notstromversorgung sorgen. Unser THW ist eine der Organisationen, die zu Deutschlands besten Visitenkarten gehören, und (fast) überall wo technische Hilfe nötig ist, sind sie mit ihrem Fachwissen und schwerem Gerät geschätzt und willkommen.

Leider sterben auch immer wieder THW-Helfer im Einsatz, nicht nur durch Unfälle, sondern auch durch Terror und Kriminalität. Eine Seite der THW-Arbeit, die nicht so bekannt ist.

Und Wasserversorgung (und dementsprechend auch die hygienische Entsorgung) wird in Christchurch erstmal ein riesiges Problem sein in der nächsten Zeit. 80% der Stadt sind momentan ohne Wasser und Strom; die Regierung rät dazu, bei Regen Regenwasser aufzufangen.

Und ansonsten bleibt mir als Tante im Moment nur das Floriansprinzip: Beten für die Betroffenen und dankbar sein, dass meine Nichte und ihre Lieben diesmal nicht dazugehören und glimpflich davonkamen.

"Lieber guter Florian, verschone mich - zünd andre an!" (der heilige Florian ist Schutzpatron der Feuerwehrleute und wird bei Feuersnot angerufen, ich persönlich würde ja eher 112 anrufen...die sind da doch zuverlässiger!).

Leise Grüße
Postpanamamaxi

2 Kommentare:

  1. Dem zwerg ging es neulich während der Flut in Australien so..Und ich war auch sehr froh über Internet und Co...um mit den Freunden zeitnahen Kontakt halten zu können..
    Mehr können wir leider nicht tun...
    Lieben Gruß vom Zwerg

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  2. Schön, dass es deiner Nichte und deren Gastfamilie gut geht. Ich hoffe sie wird es auch seelisch gut überstehen.
    Ein Bekannter von mir ist beim THW und war sowohl nach der Tsunamikatastrophe in Indonesien als auch nach Katharina in New Orleans. Ich bewundere diesen Mut sehr. Selbst wäre ich wohldazu nich fähig.

    LG Katja

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